Was sind mögliche Motive für Internationalisierung?
Adam Smith vertrat die Auffassung, dass der Grund für einen Außenhandel in den absoluten Kostenvorteilen zu suchen ist, die ein Land bei der Produktion eines Gutes gegenüber einem anderen Land und umgekehrt hat (vgl. Woll 1990: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, München, S. 590). Dies ist nachvollziehbar und plausibel, da beide Länder eine Wohlstandswirkung erfahren.
David Ricardo erklärt das Entstehen von grenzüberschreitendem Handel durch verschieden hohe Arbeitsproduktivitäten, also durch das unterschiedliche Verhältnis von Input zu Output zweier Länder und durch die entsprechend unterschiedlichen Kosten (nach Ricardo 1817, zitiert nach Hünerberg 1994: Internationales Marketing, Landsberg, S. 40).
Dabei geht er von der Überlegung aus, dass Länder mit unterschiedlich hohen Arbeitskosten für verschiedene Produkte die im eigenen Land teurer hergestellten Güter importieren und die im Vergleich zum Ausland billigeren Güter exportieren und sich auf deren Produktion konzentrieren. So gewinnen beide Länder, da sie in den Genuss komparativer Kostenvorteile kommen (vgl. Woll 1990, S. 590 ff.).
Eine von Heckscher und Ohlin entwickelte Außenhandelstheorie bezieht sich auf die Kernfaktoren, die ein Land zur Güterherstellung benötigt – die Faktoren Kapital und Arbeit. Dabei ergeben sich Anreize für den Güterexport und -import aus dem Ungleichgewicht der Ausstattung zweier Länder mit diesen Kernfaktoren; ein Land, das nur knapp über Kapital und Arbeit verfügt, produziert demzufolge teuer und wird Waren aus denjenigen Ländern importieren, die mit diesen Faktoren reichlich ausgestattet sind (nach Heckscher 1966, Ohlin 1931, zitiert nach Hünerberg 1994, S. 40).
Eine nicht primär an den Kosten orientierte Überlegung stellt Raymond Vernon an: Internationaler Handel entsteht, wenn Produkte für einen nationalen Markt eine Innovation verkörpern, wobei die heimische Produktion des Importlandes mit zunehmender Marktdurchdringung mehr und mehr in der Lage sein wird, diese Innovation selbst herzustellen (Vernon 1966, zitiert nach Hünerberg 1994, S. 40).
Die Richtung des Exports einer solchen Innovation kann sich sogar umkehren, nämlich dann, wenn das importierende Land das Produkt kopiert und imstande ist, diese Innovation nicht nur selbst, sondern auch kostengünstiger herzustellen. Damit kommt es zu einem Rollentausch von Importeur und Exporteur (Posner 1996, zitiert nach Hünerberg 1994, S. 40).