Wie kann Unternehmensethik in Unternehmen umgesetzt werden?
In negativer Hinsicht verbietet sich gemäß dem Konzept der Menschenwürde jede Instrumentalisierung von Menschen. In positiver Hinsicht entspricht der Menschenwürde die Entfaltung individueller Tugenden in allen Lebensbereichen. Denkt man dabei an die sieben Kardinaltugenden (Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Glaube, Hoffnung, Liebe), kulminieren viele Nachhaltigkeitsfragen in der Gerechtigkeit, der einzigen Tugend, die mit Gewalt erzwungen werden kann.
Sie ist wichtig für individuelles Handeln und zugleich die erste Tugend sozialer Institutionen. Aus der Tugend der Gerechtigkeit ergeben sich die drei für die soziale Marktwirtschaft wichtigen Sozialprinzipien (Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohlorientierung) als Leitlinien für persönlich wie politisch nachhaltiges Handeln: Gerechtigkeit verlangt, jedem das Seine zu geben. Es folgt hieraus automatisch eine Verpflichtung zur Solidarität aller mit allen, jedoch nur, insoweit der Einzelne sich nicht selbst helfen kann (Subsidiarität).
Und schließlich folgt aus der Gerechtigkeit, dass auch die Gesellschaft das Ihre bekommen muss. Das ist genau die Forderung des Gemeinwohlprinzips. Die Ausrichtung an existenzielle Zwecken der Gesellschaft impliziert auch, die Natur so zu nutzen, dass sie dauerhaft zur Verfügung steht. Andererseits muss Verantwortung für Unternehmen angemessen sein, wenn sie praktikabel sein soll.
Nach dem Konzept des Philosophen Alasdair MacIntyre lassen sich Verpflichtungen von Unternehmen aus den Geschichten (Narrativen) ableiten, in denen sie mit anderen Menschen stehen. Es folgt daraus, dass Verantwortung sich in Form konzentrischer Kreise als eine Rangordnung der Verpflichtungen gegenüber der jeweiligen Umwelt darstellt.
Ein Unternehmen auf einem lokalen Markt ist dort gesellschaftlich verantwortlich, während ein global agierender Konzern internationale Verantwortung hat, wobei das Agieren sich nicht nur an der Umsatzrelation, sondern auch an weiteren Umweltaspekten festmacht. Daher reicht es nicht, wenn ein Global Player sich nur am Unternehmenssitz einsetzt.
Unternehmen, denen der Gedanke kommt, sich aus der Verantwortung zu befreien, seien darauf hingewiesen, dass Verantwortung von Kunden beachtet wird. Norman E. Bowie und Patricia H. Werhane sprechen daher von einem Gewinnparadox, bei dem Unternehmen, die nicht primär nach Gewinn streben, sondern ihre Verantwortung proaktiv wahrnehmen, mindestens indirekt ihren Gewinn steigern. Eine Nachhaltigkeitshaltung trägt zu einer wertebasierten und damit sinnvollen Wertschöpfung bei.