Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit bedeutet unter anderem, Ressourcen wie Bäume und die Umwelt zu schonen, sorgfältig und gerecht mit Geld umzugehen und friedlich miteinander zu leben. Eine Handlungsalternative ist immer dann nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt (intra-generative Gerechtigkeit), ohne dabei die Fähigkeit der Bedürfnisbefriedigung zukünftiger Generationen (inter-generative Gerechtigkeit) zu beeinflussen.

NachhaltigkeitUnternehmensethisch wird Nachhaltigkeit inzwischen als übergeordnete Zielsetzung gesehen. An die Stelle der klassischen Gewinnmaximierung tritt die Nachhaltigkeit. Es scheint ein Paradigmenwechsel zu sein, wenn die klare Profitausrichtung zugunsten eines recht unbestimmten bzw. vielfältigen Ziels ausgetauscht wird. In einer komplexeren Welt, mit der sich auch eine Zunahme der Anspruchsberechtigten des Unternehmens ergeben hat, können sich auch die Ziele ausweiten.

Die Nachhaltigkeitszielsetzung gliedert sich nach Joachim Wieland in eine Reihe von Unterzielen, die er in die Form des sogenannten Wertevierecks gebracht hat. Als Ziel des Wertemanagements von Unternehmen sieht er „die nachhaltige Sicherung des Unternehmens in jedem Sinne des Wortes (juristisch, ökonomisch, ökologisch, gesellschaftlich), von denen die ökonomische Seite die Gewinnerzielungsabsicht auch weiterhin beinhaltet.

Nachhaltigkeit äußert sich dabei durch den langfristigen Horizont. Statt kurzfristiger Gewinne richten nachhaltige Unternehmen sich so aus, dass dauerhaft monetäre Ergebnisse erwirtschaftet werden. Das neue Paradigma liegt so im Bereich der Unternehmensperspektive.

Wie kann Nachhaltigkeit in Unternehmen motiviert werden?

Die Ausrichtung auf das Werteviereck der Nachhaltigkeit kann aber auch zur Überforderung des Einzelnen beziehungsweise des Unternehmens führen, insbesondere wenn die Nachhaltigkeit nur aufgesetzt wurde. Wie gelingt eine Verinnerlichung der Nachhaltigkeit als eine intrinsische Motivation? Die beste Verankerung für die Nachhaltigkeit lässt sich in der Menschenwürde finden, die laut Art. 1 GG unantastbar ist. Als soziales Wesen ist der Mensch wertvoll – mit Wert, dem ihm keiner nehmen kann, und Wertfülle, die jeder Mensch bei anderen Menschen wahrnimmt.

Obwohl die bekannteste Auslegung der personalen Würde von Immanuel Kant stammt: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit als Zweck und niemals bloß als Mittel gebrauchst„, liegen die Wurzeln bereits in folgendem Grundsatz: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst„.

Doch allein durch den Anker der Menschenwürde gewinnt ein Unternehmen nicht an Fahrt. Auf der Suche nach Segeln, die nachhaltig orientierten Führungskräften und Unternehmen Aufwind geben, lässt sich in Deutschland ebenfalls die soziale Marktwirtschaft anführen welche auf gesellschaftlicher Ebene Nachhaltigkeit fördern und absichern kann.

Wie kann Unternehmensethik in Unternehmen umgesetzt werden?

In negativer Hinsicht verbietet sich gemäß dem Konzept der Menschenwürde jede Instrumentalisierung von Menschen. In positiver Hinsicht entspricht der Menschenwürde die Entfaltung individueller Tugenden in allen Lebensbereichen. Denkt man dabei an die sieben Kardinaltugenden (Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Glaube, Hoffnung, Liebe), kulminieren viele Nachhaltigkeitsfragen in der Gerechtigkeit, der einzigen Tugend, die mit Gewalt erzwungen werden kann.

Sie ist wichtig für individuelles Handeln und zugleich die erste Tugend sozialer Institutionen. Aus der Tugend der Gerechtigkeit ergeben sich die drei für die soziale Marktwirtschaft wichtigen Sozialprinzipien (Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohlorientierung) als Leitlinien für persönlich wie politisch nachhaltiges Handeln: Gerechtigkeit verlangt, jedem das Seine zu geben. Es folgt hieraus automatisch eine Verpflichtung zur Solidarität aller mit allen, jedoch nur, insoweit der Einzelne sich nicht selbst helfen kann (Subsidiarität).

Und schließlich folgt aus der Gerechtigkeit, dass auch die Gesellschaft das Ihre bekommen muss. Das ist genau die Forderung des Gemeinwohlprinzips. Die Ausrichtung an existenzielle Zwecken der Gesellschaft impliziert auch, die Natur so zu nutzen, dass sie dauerhaft zur Verfügung steht. Andererseits muss Verantwortung für Unternehmen angemessen sein, wenn sie praktikabel sein soll.

Nach dem Konzept des Philosophen Alasdair MacIntyre lassen sich Verpflichtungen von Unternehmen aus den Geschichten (Narrativen) ableiten, in denen sie mit anderen Menschen stehen. Es folgt daraus, dass Verantwortung sich in Form konzentrischer Kreise als eine Rangordnung der Verpflichtungen gegenüber der jeweiligen Umwelt darstellt.

Ein Unternehmen auf einem lokalen Markt ist dort gesellschaftlich verantwortlich, während ein global agierender Konzern internationale Verantwortung hat, wobei das Agieren sich nicht nur an der Umsatzrelation, sondern auch an weiteren Umweltaspekten festmacht. Daher reicht es nicht, wenn ein Global Player sich nur am Unternehmenssitz einsetzt.

Unternehmen, denen der Gedanke kommt, sich aus der Verantwortung zu befreien, seien darauf hingewiesen, dass Verantwortung von Kunden beachtet wird. Norman E. Bowie und Patricia H. Werhane sprechen daher von einem Gewinnparadox, bei dem Unternehmen, die nicht primär nach Gewinn streben, sondern ihre Verantwortung proaktiv wahrnehmen, mindestens indirekt ihren Gewinn steigern. Eine Nachhaltigkeitshaltung trägt zu einer wertebasierten und damit sinnvollen Wertschöpfung bei.