Was besagt die Insider-Outsider-Theorie?
Die Insider-Outsider-Theorie (auch Insider-Outsider-Modell genannt) behauptet über ein Spezifika des Lohnbildungsprozesses zur Erklärung der Persistenz von Arbeitslosigkeit beitragen zu können. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass gemäß der Insider-Outsider-Theorie die Art und Weise, wie Löhne gebildet werden, eine Ursache für Arbeitslosigkeit darstellt. Als Erklärung wird die folgende Wirkungskette zugrunde gelegt.
- Zunächst kommt es zu einem negativen Angebots– oder Nachfrageschock. Der Schock zwingt Unternehmen dazu, Personal zu entlassen, wodurch die Arbeitslosigkeit steigt. Dies ist die Ausgangssituation.
- Nach einer gewissen Zeitspanne verbessert sich die wirtschaftliche Situation wieder. Infolgedessen steigen die Gewinne der Unternehmen wieder, wodurch neue Arbeitskräfte eingestellt werden könnten. An diesem Punkt setzt die Insider-Outsider-Theorie an: Die Insider (trotz Schock im Unternehmen verbliebenes Personal) nutzen ihre Verhandlungsmacht, um höhere Löhne für sich durchzusetzen. Infolgedessen haben die Unternehmen kein Budget mehr für die Einstellung von Outsidern (neues Personal), wodurch die Arbeitslosigkeit bestehen bleibt.
Worin besteht die Verhandlungsmacht der Insider?
Die Insider sitzen bei den Lohnverhandlungen aufgrund von Fluktuationskosten am längeren Hebel. Die Fluktuationskosten setzen sich zusammen aus den Entlassungskosten der Insider (z. B. Abfindungen, Strafzahlungen, Gerichtskosten etc.) und den Einstellungskosten der Outsider (z. B. Bewerbungsgespräche, Assessment-Center, Einarbeitungsaufwand etc.). Deshalb können Outsider nicht einfach den Lohnsatz der Insider unterbieten. Sie müssen darüber hinaus die Fluktuationskosten einkalkulieren, welche schwierig zu bepreisen sind.
Welchen Lohnsatz werden die Insider aushandeln?
Das Ziel der Insider ist es, den höchstmöglichen Lohnsatz auszuhandeln, ohne entlassen zu werden. Hierzu müssen sie die folgende Gleichung beachten.
WI = min {WE + C‘E + C‘I; P*f‘ (LI = m, LE = 0) + C‘I}
- WE + C‘E + C‘I: Wollen die Insider verhindern, dass sie mit Ersatz entlassen werden, darf der von ihnen geforderte Lohnsatz WI nicht höher sein als der Lohnsatz der Neubeschäftigten WE plus den Grenzkosten der Fluktuation (Grenzkosten der Entlassung der Insider C‘I und Grenzkosten der Einstellung der Outsider C‘E).
- P*f‘ (LI = m, LE = 0) + C‘I: Wenn die Insider verhindern wollen, dass sie ohne Ersatz entlassen werden, müssen die Grenzkosten der Entlassung (Entlassungskosten der Insider C‘I und Outputverluste P*f‘) für das Unternehmen höher sein als die Grenzerträge aus der Entlassung (Ersparte Lohnkosten WI).