Was ist Kommissionierung?

Kommissionierung beinhaltet das Zusammenstellen bestimmter Teilmengen (Artikel) aus einer bereitgestellten Gesamtmenge (Sortiment) aufgrund von Bedarfsinformationen (Auftrag).

Hierbei wird der Zustand von einem lagerspezifischen in einen verbrauchsspezifischen Zustand umgewandelt. Im Allgemeinen ist dem Kommissionieren eine Lagerfunktion vorgeschaltet und eine Verbrauchsfunktion (z. B. Produktion, Montage, Versand) nachgeschaltet.

KommissionierungDie Bereitstelleinheit umfasst die Menge an Artikeln, die für den Kommissioniervorgang bereitsteht. Es kann sich hierbei um artikelreine Paletten oder Behälter handeln, auf bzw. in denen die Artikeleinheiten für den Zugriff zur Verfügung gestellt werden. Es kann sich aber auch um Anlieferkartons oder Einzelteile ohne Ladungsträger in einem Lagersystem handeln.

Die Position bezeichnet eine Zeile des Kommissionierauftrags. Diese beinhaltet alle notwendigen Informationen (z. B. Entnahmemenge, Lagerort), die für die Artikelentnahme erforderlich sind.

Die Entnahmeeinheit umfasst die kleinstmögliche artikelspezifische Menge, die von der Bereitstelleinheit entnommen werden kann. Dies kann je nach Anforderung eine Palette, ein Gebäude oder ein Einzelstück sein.

Die für die Kommissionierung erforderlichen Einzelvorgänge erfordern vielfach einen hohen Koordinations- und Steuerungsaufwand. In der Ablaufgestaltung der Kommissionierung liegt deshalb in der Regel ein erhebliches Rationalisierungspotential, das sich durch eine materialflussgerechte Zuordnung der Lager- und Kommissionierfunktionen, die Optimierung der eingesetzten Techniken sowie die Integration von Material- und Informationsfluss erschließen lässt.

Was sind die Grundfunktionen der Kommissionierung?

Für das Kommissionieren sind folgende Grundfunktionen durchzuführen:

  • Bereitstellung von Bedarfsinformationen (Kommissionieraufträgen),
  • Bereitstellung von Artikelgruppen,
  • kontrollierte Entnahme von Teilmengen aus der bereitgestellten Gesamtmenge,
  • planmäßige Fortbewegung zur Entnahme und Abgabe,
  • Weitergabe der Teilmengen an nachgelagerte Instanzen und Quittieren der Durchführung.

Kommissioniersysteme haben wesentlichen Einfluss auf den Lieferservice und die Logistikkosten. Die Kommissionierung ist die zentrale Funktion der Lagerlogistik und hat entscheidenden Einfluss auf nachfolgende Bereiche wie Produktion, Montage und Distribution.

Trotz des Trends zur teilweisen Automatisierung stellt die Kommissionierung aufgrund des hohen Personalaufwands regelmäßig einen kostenintensiven Teil in Logistiksystemen dar.

Was sind die Elemente von Kommissioniersystemen?

Ein Kommissioniersystem besteht im Allgemeinen aus den Elementen

  • Kommissionierlager,
  • Transportmittel,
  • Mensch und
  • Kommissionierauftrag.

Die Beziehungen der Elemente zueinander stellen die Organisation des Kommissioniersystems dar.

Kommissionierlager

Im Kommissionierlager werden die Artikel gelagert, die Gegenstand eines Kommissionierauftrags sein können. Das Kommissionierlager erfüllt die sogenannte Präsenzfunktion. Eine Differenzierung des Kommissionierlagers kann dahingehend erfolgen, dass Lagerzonen eingerichtet werden, die lediglich Teile des gesamten Sortiments enthalten.

Die Bildung von Lagerzonen kann sich beispielsweise aufgrund der Eigenschaften der zu lagernden Artikel, der Auftragsstruktur oder der Kundenstruktur anbieten.

Transportmittel

Die Transportmittel im Kommissionierlager haben im Einzelnen folgende Aufgaben:

  • Zuführung der Nachschubversorgung an das Kommissioniersystem. Hierunter fällt der Transport der Waren vom Reservebereich in den Kommissionsbereich und bei integriertem Reservelager die Durchführung der Umlagervorgänge.
  • Unterstützung des Menschen bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben, z. B. Beförderung des Kommissionierers in Systemen mit statischer Bereitstellung und zweidimensionaler Fortbewegung.
  • Zu- und Abtransport der Lager- und Kommissonierbehälter in Systemen mit dynamischer Bereitstellung, wobei jeweils unterschiedliche Transportmittel einzusetzen sind.
  • Abführung der kommissionierten Auftragsteile bzw. Aufträge.

Mensch

Analysiert man die Tätigkeiten, die von Menschen in Kommissioniersystemen zu erbringen sind, so können drei hierarchische Ebenen unterschieden werden:

  • die Dispositionsebene,
  • die Kontroll- und Überwachungsebene und
  • die physische Abwicklung.

Auf der Ebene der Disposition erfolgt die ablaufbezogene Integration des Kommissioniersystems in die Gesamtunternehmung. Es werden zum einen die Anforderungen der übrigen Bereiche des Unternehmens an das Kommissioniersystem in Handlungsanweisungen umgesetzt und die Ziele für die beiden anderen Ebenen aufgestellt. Dies beinhaltet im Einzelnen:

  • die Personaleinsatzplanung und -kontrolle,
  • die Abstimmung mit den Erfordernissen der nachgelagerten Bereiche,
  • die Festlegung von Auftragsreihenfolgen, um eine gleichmäßige und hohe Auslastung der einzelnen Kommissionsbereiche sicherzustellen.

Auf der Ebene der Kontroll- und Überwachungstätigkeiten werden die Aktivitäten der physischen Abwicklung ausgelöst und deren Abschluss erfasst. Hierzu gehören folgende Funktionen:

  • Starten der Auftragsbearbeitung,
  • Durchführung der Rückmeldung,
  • Vollständigkeitsprüfung,
  • Bearbeitung von Störungen im Kommissionierablauf, wie z. B. Fehlteile oder falsche Nachschubauslösung, Kontrolle des Arbeitsfortschrittes, wobei der Überwachung der Eilauftragsbearbeitung besonderes Gewicht beizumessen ist.

Die physische Abwicklung der Ausführungsebene umfasst im Einzelnen:

  • Bestandsüberwachung und Nachschubauslösung,
  • Durchführung der Beschickung (Einlagerung der Nachschubmengen in die jeweiligen Fächer),
  • Abwicklung der Kommissionierung (Greifen),
  • Zusammenführung von Auftragsteilen (ggf. Zerlegung),
  • Durchführung von Verpackungsvorgängen und Erstellung von Rückmeldungsbelegen,
  • Übergabe an nachgelagerte Betriebsbereiche.

Kommissionierauftrag

Kundenaufträge bestehen meist aus einer Reihe von zu kommissionierenden Positionen. Unter Kunden werden hierbei sowohl unternehmensexterne als auch -interne subsumiert. Je nach gewählter Kommissioniermethode bestehen drei Möglichkeiten Kundenaufträge in Kommissionieraufträge umzusetzen:

  • Das einfachste Vorgehen besteht darin, einen externen Kundenauftrag um lagerspezifische Daten zu ergänzen und die Reihenfolge der Artikel entsprechend der Lagerortvergabe umzusortieren. Diese Methode ermöglicht es unter Umständen, den Kommissionierbeleg gleichzeitig als Lieferschein nutzen zu können.
  • Wird in mehreren Zonen des Kommissionierlagers parallel kommissioniert, setzt dies eine Splittung des Kundenauftrags voraus. Es müssen Teilaufträge erzeugt werden, die jeweils nur Auftragspositionen einer spezifischen Zone enthalten. Da die Teilkommissionen abschließend wieder zusammengefügt werden müssen, ergibt sich hierfür ein Mehraufwand.
  • Eine dritte Möglichkeit, Kundenaufträge in Kommissionieraufträge umzusetzen, besteht in der Erzeugung interner Sammelaufträge durch die Zusammenfassung von Kundenaufträgen. Bei der Entnahme von Artikeln werden also mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeitet.

Wie werden Kommissioniersysteme gestaltet?

Die Kommissionierung kann prinzipiell von Mitarbeitern durchgeführt werden oder unter ausschließlicher Verwendung von Automation erfolgen. Grundsätzlich werden beim Kommissionieren unter Einsatz von Menschen zwei alternative Methoden unterschieden:

  • Person-zur-Ware (statisch): Hier bewegt sich der Kommissionierer zur Ware hin. Von der Gesamtmenge, die im Regal verbleibt, wird eine Teilmenge entnommen. Durch die vorherige Bestimmung der Kommissionierreihenfolge können die Wege des Kommissionierers reduziert werden.
  • Ware-zur-Person (dynamisch): Hier werden die Lagereinheiten aus einem meist automatisierten Lager zum Kommissionierer transportiert. Dieser entnimmt die angeforderten Teilmengen. Anschließend werden die angebrochenen Lagereinheiten wieder in das Lager zurückbefördert.

Wie ist die Ablauforganisation der Kommissionierung gestaltet?

Bereitstellung der Kommissionieraufträge

Der Ausgangspunkt für die Kommissionierung ist der sogenannte Identifikationspunkt, an dem die Kundenaufträge in Kommissionieraufträge transformiert werden. Hierbei werden die eingegangenen Bestellungen unter Zugriff auf die unterschiedlichen Lagerdateien um die Informationen ergänzt, die für das Auffinden der Teile im Lager notwendig sind.

Bereitstellung der Artikelgruppen

Die Nachschubversorgung der Artikelgruppen im Lager kann nach unterschiedlichen Prinzipien erfolgen. Es kann eine räumliche Trennung zwischen dem Kommissionier- und einem Reservelager vorgenommen werden, um die Transportwege bei der Kommissionierung durch räumliche Nähe der zu entnehmenden Waren zu verkürzen.

Entnahme von Teilmengen

Die Entnahme der Artikel aus den Regalen hängt stark von der Art der Läger und der gelagerten Produkte ab, da je nach Größe, Gewicht und Beschaffenheit der Waren sowie dem Lagertyp sich die Eignung manueller oder technischer Abläufe bemisst.

Warentransport vom Entnahme- zum Versandplatz

Der Transport entnommener Teilmengen zum Versandplatz erfolgt durch Fördersysteme unterschiedlicher Leistungs- und Automationsstufen. Ziel dabei ist es, die Transportzeit zu minimieren. Deshalb kommt hierbei der Flussoptimierung der Abläufe besondere Bedeutung zu, da dadurch die Transportwege zum Teil erheblich verkürzt werden können.

Abgabe der entnommenen Teilmengen

Die entnommenen Artikel werden zum Versandplatz gebracht und dort bereitgestellt. Dabei erfolgt in der Regel eine abschließende Kontrolle der Waren entweder manuell anhand der beiliegenden Kontrolllisten und Lieferscheine oder durch einen automatischen Vergleich.

Ablauf bei beleggebundener und belegloser Kommissionierung

Die für die Entnahme relevanten Informationen können grundsätzlich nach drei verschiedenen Verfahren übermittelt werden: Beleggebunden (Papierkommissionierung), beleglos (teilautomatisierte Kommissionierung) und vollautomatisiert (im Rahmen von Kommissionierautomaten).

Das Wichtigste zur Kommissionierung in Kürze

Die Kommissionierung beinhaltet die Zusammenstellung von Waren nach vorgegebenen Aufträgen innerhalb eines Lagers und ihre Bereitstellung innerhalb eines Lagers und ihre Bereitstellung an einem Anstell- bzw. Versandplatz im Rahmen der Distributionslogistik.

Die Ware kann nach folgenden Prinzipien kommissioniert werden: kundenbezogen, auftragsgrößenbezogen, in Abhängigkeit von den einzelnen Teillagern, in Abhängigkeit von den einzelnen Artikeln.

Aufgaben

  1. Aus welchen Elementen besteht ein Kommissioniersystem?
  2. Welche beiden Methoden zur Gestaltung von Kommissioniersystemen unter Einsatz von Menschen werden unterschieden?
  1. Kommissionierlager, Transportmittel, Mensch, Kommissionierauftrag
  2. Person-zur-Ware, Ware-zur-Person

Literaturhinweise

  1. Theel, Sven (2015): Kommissionierung im 21. Jahrhundert: Von Pick-by-Voice bis RFID, Hamburg 2015.