Was ist die Netzplantechnik?

Die Netzplantechnik ist ein Werkzeug für die Planung, Steuerung und Überwachung von Projekten, d. h. für das Projektmanagement, wobei Aktivitäten, Reihenfolgebedingungen, Zeiten, Kosten, Einsatzmittel und weitere Einflussgrößen berücksichtigt werden können.

Ein Projekt ist zeitlich, räumlich und sachlich begrenzt und erfordert den Einsatz von Verbrauchsgütern, Nutzungsgütern und Arbeitskräften.

Die Netzplantechnik umfasst folgende Teilbereiche:

  • Projektanalyse,
  • Ablaufplanung,
  • Zeitplanung,
  • eventuell notwendige Planrevisionen,
  • Planung von Kosten,
  • Ressourceneinsatz,
  • Materialbereitstellung,
  • Projektsteuerung und Projektkontrolle.

Wie erfolgt eine Projektanalyse mithilfe der Netzplantechnik?

Die Projektanalyse baut meistens auf dem im Projektmanagement verwendeten Projektstrukturplan auf und dient der Ermittlung von Aktivitäten, Reihenfolgebedingungen für die Aktivitäten, Ereignissen bzw. Projektzuständen, Terminvorgaben, Ausführungszeiten der Aktivitäten, Ressourceneinsatz, Kosten.

Netzplantechnik AufgabenEine Aktivität, nach DIN 69900 als Vorgang bezeichnet, ist ein zeiterforderndes Geschehen mit definiertem Anfang und Ende, bei dessen Realisierung Nutzungsgüter (Arbeitskräfte, Maschinen) beansprucht, Verbrauchsgüter (Material, Energie) eingesetzt und Kosten (bzw. Ausgaben) verursacht werden. Für eine wirkungsvolle Projektsteuerung und Projektkontrolle kann man zusätzlich fordern, dass ein Vorgang eindeutig einer verantwortlichen Abteilung oder Stelle zugeordnet wird.

Das Erreichen eines bestimmten Projektzustandes kennzeichnet ein Ereignis und ist einem Zeitpunkt zugeordnet. Meilensteine heißen Ereignisse, denen bei der Projektdurchführung eine besondere Bedeutung zukommt. Nur diese werden üblicherweise explizit beider Netzplantechnik berücksichtigt.

Anordnungsbeziehungen beschreiben Reihenfolgebedingungen für je zwei Vorgänge und/oder Meilensteine. Sie werden festgehalten, indem zu jedem Vorgang bzw. zu jedem Meilenstein die unmittelbar vorhergehenden Vorgänge (Vorgänger) bzw. Meilensteine (Vorereignisse) und/oder die unmittelbar nachfolgenden Vorgänge (Nachfolger) bzw. Meilensteine (Nachereignisse) angegeben werden.

Eine wichtige, aber auch schwierige Aufgabe bei der Netzplantechnik besteht darin, die richtige Größe der Vorgänge festzulegen, d. h. einen optimalen Detaillierungsgrad zu finden. Als Faustregel eignet sich: Der Einsatz von Arbeitskräften und Maschinen sollte während der Durchführung eines Vorgangs nicht schwanken, und ein Vorgang sollte immer nur in einen Verantwortungsbereich fallen.

Wie erfolgt eine Projektablaufplanung mithilfe der Netzplantechnik?

Für die Planung des Projektablaufs mit einem Netzplan gibt es verschiedene Möglichkeiten. Werden bei der Planung nur Vorgänge und keine Ereignisse betrachtet, ergibt sich ein vorgangsorientierter Netzplan, von dem es wiederum zwei Varianten gibt:

In einem Vorgangspfeilnetz, auch als CPM-Netzplan bezeichnet (Critical Path Method), werden die Vorgänge durch Pfeile dargestellt. Die Vorgangspfeile werden durch Knoten so miteinander verknüpft, wie es der Reihenfolge der Vorgänge im Projektablauf entspricht.

In einem Vorgangsknotennetz, auch MPM-Netzplan genannt (Metra Potential Methode), werden die Vorgänge als Knoten eines Netzplans dargestellt und diese durch Pfeile entsprechend ihrer Reihenfolge miteinander verknüpft. Werden bei der Projektplanung Ereignisse und deren Reihenfolge dargestellt, erhält, erhält man einen ereignisorientierten Netzplan oder ein Ereignisknotennetz, wie es bei der Program Evaluation and Review Technique verwendet wird.

Werden sowohl Vorgänge als auch Ereignisse im Netzplan dargestellt, liegt ein gemischtorientierter Netzplan vor.

Während in den Anfängen der Netzplantechnik fast ausschließlich Vorgangspfeilnetze verwendet wurden, ist man heutzutage weitgehend zu Vorgangsknotennetzen übergegangen, da diese eine Reihe von Vorzügen bieten. Ereignisknotennetze werden vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung und für Übersichtsnetzpläne aufgestellt.

Der Netzplan visualisiert den Projektzeitplan nicht. Die Reihenfolge der Vorgänge in einem Netzplan ist zwar auch eine zeitliche Reihenfolge, aber die Lage der Knoten bzw. Länge der Pfeile ist im Allgemeinen unabhängig von der Dauer der Vorgänge. Kommen Projekte oder Teilprojekte in gleicher oder ähnlicher Form wiederholt vor, können Netzpläne als Standardnetzpläne mehrfach verwendet werden.

Bei der Projektplanung ist häufig eine Zerlegung in Teilprojekte nötig, die dann getrennt geplant werden und zu Teilnetzplänen führen. Ein Übergang von einem Teilnetzplan zu einem anderen Teilnetz heißt Anschlussereignis oder Interface und ist durch Angabe des korrespondierenden Anschlussereignisses und Teilnetzes zu kennzeichnen.

Mit Netzplänen lassen sich Projektabläufe effizient planen und darstellen, wobei zu beachten ist, dass die verschiedenen Netzplanformen nur Varianten eines einheitlichen Grundmodells sind und ein wirtschaftlicher Einsatz der Netzplantechnik Anpassungen an individuelle Bedürfnisse erfordern. Anordnungsbeziehungen;

Wie erfolgt eine Projektzeitplanung mithilfe der Netzplantechnik?

Die Zeitplanung für ein Projekt mittels Netzplantechnik erfüllt vor allem folgende Aufgaben:

  • Bestimmung der Projektdauer und Klärung der Frage, ob ein vorgegebener Projektendtermin eingehalten werden kann,
  • Bestimmung der Anfangs- und Endzeitpunkte bzw. Anfangs- und Endtermine aller Vorgänge,
  • Bestimmung der Vorgänge, von denen die Projektgesamtdauer abhängt,
  • Bestimmung von Zeitreserven bei den Vorgängen (Pufferzeit).

Vor der eigentlichen Zeitplanung sind im Rahmen einer Zeitanalyse die voraussichtlichen Ausführungsdauern der Vorgänge, Zeitbedingungen und Zeitabstände sowie eventuelle Terminvorgaben zu ermitteln. Bei der deterministischen Zeitplanung erfolgt eine Einzeitenschätzung der Dauern, bei stochastischer Zeitplanung, wie sie bei der Program Evaluation and Review Technique verwendet wird, eine Mehrzeitenschätzung.

Auf der Basis des Netzplans bestimmt man mit den Dauern für jeden Vorgang den frühestmöglichen sowie den spätestnotwendigen Anfangs- und Endzeitpunkt. Stimmen frühestmögliche und spätestnotwendige Zeitpunkte bei einem Vorgang überein, liegen Anfang und Ende im Zeitplan genau fest. Solche Vorgänge haben keinen zeitlichen Spielraum und heißen kritische Vorgänge. Dies bedeutet, dass jede Nichteinhaltung des Zeitplans bei kritischen Vorgängen zu einer Verschiebung des Projektendes führt. Eine Folge von kritischen Vorgängen vom Projektanfang zum Projektende heißt kritischer Weg.

Sind frühestmögliche und spätestnotwendige Zeitpunkte bei einem Vorgang verschieden, gibt es einen zeitlichen Spielraum, um den der Vorgang zeitlich verschoben oder um den seine Ausführungsdauer ausgedehnt werden kann. Dieser zeitliche Spielraum heißt Pufferzeit. Je nachdem, wie sich die Inanspruchnahme von Pufferzeit auf den Projektzeitplan auswirkt, unterscheidet man gesamte (maximale), freie und andere Pufferzeiten.

Das Wichtigste zur Netzplantechnik in Kürze

Die Netzplantechnik zählt zu jenen Verfahren des Operations Research, die in der betrieblichen Praxis am weitesten verbreitet sind. Gemäß der DIN-Norm 69900 werden alle Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Überwachung und Steuerung von Abläufen auf der Grundlage der Grafentheorie, wobei Zeit, Kosten, Arbeitsmittel und weitere Einflussgrößen berücksichtigt werden können, mit dem Begriff Netzplantechnik bezeichnet.

Das hauptsächliche Anwendungsgebiet der Netzplantechnik stellt die Planung und Überwachung von Projekten dar. Die zu realisierenden Projekte werden in einzelne Vorgänge  (Aktivitäten) zerlegt, die unter Berücksichtigung ihrer logischen Abhängigkeiten zu einem Netzplan (Grafen) zusammengesetzt werden.

Hierbei werden zur formalen Darstellung die grafischen Grundelemente Pfeil (Kanten) und Knoten (Rechteck oder Kreis) genutzt. Die unterschiedlichen Netzplantechniken ordnen diesen beiden grafischen Grundelementen die beiden logischen Grundaussagen Ereignis und Vorgang unterschiedlich zu.

  • Ereignis-Knotennetzplan: Der Netzplan wird nach einem Verfahren erstellt, bei dem vorwiegend Vorgänge beschrieben und durch Knoten dargestellt werden.
  • Vorgangs-Knotennetzplan: Der Netzplan wird nach einem Verfahren erstellt, bei dem vorwiegend Vorgänge beschrieben und durch Knoten dargestellt werden.
  • Vorgangspfeilnetzplan: Der Netzplan wird nach einem Verfahren erstellt, bei dem vorwiegend Vorgänge beschrieben und durch Pfeile dargestellt werden.

Die Netzplantechnik wird heutzutage oft zur Planung und Steuerung des Baues von Wohn- und Bürohäusern, bei der Errichtung von Industrieanlagen, bei der Konstruktion und Herstellung von Maschine, Schiffen, Flugzeugen, Raketen und Satelliten sowie in verschiedenen Branchen zur Entwicklung, Erprobung und Markteinführung von neuen Produkten eingesetzt.

Aufgaben

  1. Was ist die zentrale Aufgabe der Netzplantechnik?

Mit der Netzplantechnik kann die Dauer eines Projektes ermittelt, die zeitliche und logische Reihenfolge festgelegt, der kritische Pfad berechnet und mögliche freie Puffer festgestellt werden. Die Netzplantechnik dient der Analyse, Steuerung und Kontrolle und bildet die Grundlage für den Ablauf und die Terminplanung von Projekten.

Literaturhinweise

  1. Schwarze, Jochen (2014): Projektmanagement mit Netzplantechnik, 11. überarbeitete und erweiterte Auflage, NWB-Verlag, Herne 2014.
  2. Schwarze, Jochen (2014): Übungen zu Projektmanagement und Netzplantechnik, 6. Auflage, NWB-Verlag, Herne 2014.