Die Nutzwertanalyse (auch Scoring-Modell oder Scoring-Verfahren genannt) ist ein Instrument zur Bewertung von Alternativen bei mehrfacher, nicht oder nur ausschnittsweise monetärer Zielsetzung. Die Nutzwertanalyse ist in der Lage eine größere Anzahl Entscheidungsalternativen aufgrund gegebener Kriterien zu bewerten und im Sinne der Präferenzen des Entscheidungsträgers zu ordnen.
Mittels einer Transformation unterschiedlicher Merkmalsausprägungen werden die einzelnen Zielkriterien in eineneinheitlichen, dimensionslosen Maßstab sich gleichend gemacht. Die Nutzwertanalyse ist besonders gut geeignet für das Lösen komplexer Entscheidungsprobleme.
Die Nutzwertanalyse ermöglicht es, monetäre Zielgrößen mit nicht-monetären Zielgrößen in einem Verfahren miteinander zukombinieren und in einem Gesamtnutzwert zu verknüpfen, wobei andere Bewertungsverfahren nur qualitative oder quantitative Ziele berücksichtigen.
Zielsetzung der Nutzwertanalyse ist es, durch die Gewichtung ausgewählter Bewertungskriterien, aus mehreren Alternativen, jene mit dem höchsten Gesamtnutzen sowie eine Rangfolge der Alternativen zu ermitteln.
Unter dem Begriff Utility Analysis wurde die Nutzwertanalyse in den USA entwickelt und durch Christof Zangemeister in den siebziger Jahren in Deutschland eingeführt.
Welche Teilschritte umfasst die Nutzwertanalyse?
1. Aufstellen des Zielsystems
Formulierung des zu lösenden Problems
Zu Beginn wird der zu lösende Sachverhalt formuliert.
Bestimmung eines Zielsystems und Ableitung der Bewertungskriterien
Es können technische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Bewertungskriterien ausgewählt werden. Dabei kann es sich sowohl um quantitative als auch um qualitative Ziele handeln. Dimensionen, wie zum Beispiel Geld-, Mengen- und Zeiteinheiten sowie Qualitätsurteile, werden den Bewertungskriterien zugeordnet.
Festlegung der Zielgewichte
Zwischen den verschiedenen Zielen wird durch das Festlegen von Zielgewichten eine Präferenzordnung geschaffen. Während Hauptzielen hohe Zielgewichte zugeordnet werden, erhalten Nebenziele geringe Zielgewichte. Die Höhe der Gewichtsfaktoren liegt in der Regel zwischen null und eins. Alle Relativgewichte einer Gruppe zusammen betragen immer eins oder 100 Prozent. Durch Multiplikation des eigenen Relativgewichts eines Zielkriteriums mit dem Absolutgewicht des übergeordneten Zielkriteriums ergibt sich das Absolutgewicht eines Ziels.
2. Aufstellen der Zielgrößenmatrix
Festlegung der Alternativen
Die große Anzahl an Alternativen wird auf eine überschaubare Menge begrenzt.
Aufstellen der Zielgrößenmatrix
In einer Matrix werden die Zielkriterien und die Alternativen dargestellt. Nun können die Zielbeiträge jeder Alternative ermittelt werden. Hierbei werden die quantitativen Zielkriterien in Geld- oder Mengeneinheiten angegeben. Qualitative Zielkriterien werden hingegen verbal gekennzeichnet. Um hierbei eine größere Objektivität der Bewertungsergebnisse zu gewährleisten, sollten Kunden- und Expertenmeinungen eingeholt werden.
Transformation der Zielbeiträge in einheitliche Zielwerte
Um die ermittelten Zielbeiträge miteinander vergleichen zu können, ist es notwendig, diese Zielbeiträge mittels einer Nutzenfunktion in Zielwerte zu transformieren. Diese unterliegen dann einer einheitlichen Skalierung. Die Grundlage für eine Umwandlung bildet eine dimensionslose Punkteskala. Die Skalenenden kennzeichnen die Extrempositionen. Auf der Basis von subjektiven Einschätzungen wird nun der jeweiligen Zielbeitrag einem bestimmten Zielwert zugeordnet.
3. Aufstellen der Zielwertmatrix
Aufstellung einer Zielwertmatrix und Ermittlung der Nutzwerte für jede Alternative
Eine Zielwertmatrix wird im vorletzten Schritt der Nutzwertanalyse erstellt. Durch Multiplikation der Zielwerte jeder Alternative mit den dazugehörigen Absolutgewichten ergeben sich die Nutzwerte.
4. Bestimmung der Gesamtnutzwerte
Berechnung der Gesamtnutzwerte und Auswahl derjenigen Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzen
Der Gesamtnutzwert kann durch die Addition aller Nutzwerte einer Alternative ermittelt werden. Die vorteilhafteste Alternative ist diejenige mit dem höchsten Gesamtnutzwert.
Welche Vorteile hat die Nutzwertanalyse?
Der Hauptvorteil der Nutzwertanalyse ist, dass sie ein mehrdimensionales Zielsystem berücksichtigt. Dieses Zielsystem ermöglicht es, eine Vielzahl qualitativer und quantitativer Zielkriterien beziehungsweise monetäre und nicht-monetäre Größen mit unterschiedlicher Gewichtung zu berücksichtigen.
Zudem bietet die Nutzwertanalyse eine streng systematische Vorgehensweise. Aufgrund von Expertenmeinungen wird eine gute Objektivierung subjektiver Werturteile geschaffen.
Außerdem ist die Nutzwertanalyse die Grundlage für tief gehendeKommunikationsprozesse.
Es besteht zudem, aufgrund einer leicht nachvollziehbaren Durchführung und Dokumentation der Entscheidungsprozesse, die Möglichkeit eine hohe Problemtransparenz über die Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, auch wenn eine große Komplexität vorherrscht.
Wegen der intersubjektiven Überprüfbarkeit bietet die Nutzwertanalyse eine hohe Akzeptanz bei den Entscheidungsträgern.
Welche Nachteile hat die Nutzwertanalyse?
Die Nutzwertanalyse ist ein relativ aufwendiges Verfahren und erfordert deshalb einen hohen Aufwand.
Die Bewertung ist von einer Vielzahl subjektiverEinflüsse abhängig. So besteht beispielsweise die Gefahr von Scheingenauigkeiten.
Außerdem besteht die Gefahr des Methodenmissbrauchs durch Willkür und Macht.
Beispiele zur Nutzwertanalyse
Beispiel 1:
Ein Autohersteller möchte die Nutzwertanalyse anwenden, um einen Lieferanten auszuwählen. Hierzu werden folgende Kriterien herangezogen: Preis, Qualität und Flexibilität. Am wichtigsten ist dem Hersteller die Qualität (50 %). Anschließend folgen Preis und Flexibilität auf einer Stufe (25 %).
Der Hersteller bewertet nun die Lieferanten entlang der genannten Kriterien auf einer Skala von 1 bis 10. Nachdem der Hersteller die Lieferanten A und B bewertet hat, ergibt sich folgende Tabelle:
Kriterien
Gewicht
Lieferant A (nominal)
Lieferant A (gewichtet)
Lieferant B (nominal)
Lieferant B (gewichtet)
Preis
25 %
4
1
9
2,25
Qualität
50 %
9
4,5
5
2,5
Flexibilität
25 %
6
1,5
7
1,75
Gesamt
100 %
7
6,5
Nach der Kriteriengewichtung ergibt sich für den Lieferanten A eine Bewertung von 7 und für den Lieferanten B eine Bewertung von 6,5. Dementsprechend wird der Hersteller sich für den Lieferanten A entscheiden.
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