Was ist Target Costing?
Target Costing ist eine Kostenmanagement-Philosophie japanischen Ursprungs. Target bedeutet Ziel. Grundidee ist, dass ein Unternehmen auf preissensiblen Märkten mittel- bis längerfristig nur dann bestehen kann, wenn es seine Problemlösungen zu gleichen oder geringeren Kosten herstellt als seine Wettbewerber.
Während die amerikanischen und europäischen Unternehmen klassische Methoden des Kostenmanagements wie die Gemeinkostenwertanalyse oder das Zero Base Budgeting auf bestehende Produkte anwenden, ging die japanische Idee dahin, bereits vor der Produkteinführung Kostenmanagement zu betreiben. Bevor ein Produkt bis zur Serienreife entwickelt wird, wird ein Kostenmanagementansatz im Hinblick auf eine kundengerechte Produktentwicklung angewandt.
Target Costing ist eine Form des strategieorientierten Kosten- und Erlösmanagements. Dieser Ansatz hat in vielen Unternehmen zu mehr Kundenorientierung im Kostenmanagement geführt.
Strategieorientiertes Kosten- und Erlösmanagement hat das Ziel, Wettbewerbsvorteile für ein Unternehmen zu schaffen. Das interne Rechnungswesen basiert traditionell auf der Verarbeitung von Massendaten und ist vergangenheitsorientiert. Es muss mit den ihm angegliederten Kosten- und Erlösmanagementsystemen zunehmend an strategischen Fragen ausgerichtet werden:
- Unterstützung bei der Identifikation von Erfolgspotenzialen,
- verstärkte Markt- und Kundenorientierung sowie Leistungs- und Prozessorientierung,
- Identifikation von wesentlichen Kostentreibern, z. B. durch die Bewertung des Einflusses von Skaleneffekten, Produktvielfalt und Erfahrungen auf die Kostenentwicklung.
Target Costing ist also eine Zielkostenanalyse, die marktorientiert Zielkosten für das Produkt festlegt.
Was sind die Target Costs für ein Produkt, das den Kundenwünschen entspricht?
Die Frage wird natürlich sehr stark durch die Konkurrenzsituation, das Marktpreisniveau und die Bereitschaft der Kunden geprägt sein, für ein bestimmtes Produkt einen bestimmten Preis zu bezahlen.
Die Antwort auf diese Frage gibt die Vorgabe für das Kostenmanagement. Die folgende Abbildung (in Anlehnung an Backhaus/Schneider (2009), S. 113) veranschaulicht den Prozess des Target Costings:
Von dem geplanten Absatzpreis wird die Zielrendite abgezogen. Es verbleiben die zulässigen Kosten. Diese Kosten gelten für das gesamte Produkt. Sie müssen den Bestandteilen des Produktes zugeordnet und eingehalten werden. Nach einer Kostenspaltung werden die geschätzten Kosten für das Produkt ermittelt.
Nun stellt sich die Frage, ob die zulässigen Kosten (Kundensicht) den geschätzten Kosten (Herstellersicht) entsprechen? Falls dies der Fall ist, ist man bei den Zielkosten angelangt und kann mit der Herstellung beginnen. Falls nicht, sind Maßnahmen zur Reduzierung der geschätzten Kosten notwendig. An dieser Stelle wird die Philosophie des Target Costings deutlich. Anstatt den Absatzpreis zu erhöhen, um die Zielrendite zu erreichen, werden in dem zweiten Fall (geschätzte Kosten ungleich zulässige Kosten) Maßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken.
Zur Veranschaulichung des Prinzips ein kleines Beispiel:
Bei einem Auto fällt ein bestimmter Betrag für den Motor an. Den Betrag, der für die einzelnen Teile bestimmt ist, ermittelt man in der Praxis auf Basis der gemessenen oder angenommenen Bedeutung dieses Teils für die Kunden. Im Falle eines Autos wäre der Motor sicher ein bedeutender Bestandteil für den Kunden.
Wir sehen also, dass das Target Costing darauf abzielt, sich als Produktentwickler schon sehr früh mit den Anforderungen der Kunden an ein Produkt oder eine Dienstleistung zu befassen. Unter Kundenbedürfnissen versteht man dabei nicht nur die Anforderungen an die technischen Qualitätsmerkmale, sondern auch die weichen Faktoren, wie z. B. die Anforderungen an den Service oder an die emotionalen Produktmerkmale.
Das Wichtigste zum Target Costing in Kürze
Strategieorientiertes Kosten-und Erlösmanagement hat das Ziel, für das Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Das geschieht durch eine verstärkte Beschäftigung
- mit den Erfolgspotenzialen des Unternehmens,
- mit einer stärkeren Kundenorientierung nach außen und
- einer stärkeren internen Leistungs- bzw. Prozessorientierung.
- Außerdem sind nicht die Kosten an sich Fokus der Betrachtung, sondern die ihnen unterliegenden Kostentreiber.
Target Costing liefert mittel- bis längerfristig zu realisierende strategische Kostenobergrenzen für ein bestimmtes Entscheidungsobjekt (Produkte, Produktkomponenten, Prozesse). Die Ergebnisse des Target Costing beantworten die Frage, was ein Produkt kosten darf, das den Wünschen der Kunden entspricht.