Was ist eine XYZ-Analyse?

Die XYZ-Analyse ist ein Verfahren zur Klassifikation von Materialien nach ihrem Verbrauchsverlauf. Hierbei erfolgt die Einteilung in drei Klassen nach der Vorhersagegenauigkeit des Verbrauchs und somit der Dispositionsfähigkeit.

Die XYZ-Analyse ist eine Ergänzung der ABC-Analyse im Bereich der Materialwirtschaft. Während mithilfe der ABC-Analyse beispielsweise eine Klassifikation nach dem Verbrauchswert der Teilepositionen vorgenommen wird, gibt die XYZ-Analyse zusätzlich Aufschluss über die Verbrauchscharakteristik des Materialbedarfs.

Wie werden die Materialien den Kategorien zugeordnet?

Die XYZ-Analyse ordnet die benötigten Materialien entsprechend ihrer Vorhersagegenauigkeit in folgende Klassen ein:

  • X-Materialien: Die Materialien dieser Kategorie sind durch einen regelmäßigen Verbrauch gekennzeichnet. Der Bedarf ist gleichbleibend und weist nur gelegentliche Schwankungen um ein konstantes Niveau auf, sodass eine hohe Vorhersagegenauigkeit besteht.
  • Y-Materialien: Für die Materialien dieser Kategorie ist charakteristisch, dass der Verbrauch stärkeren Schwankungen unterliegt. Der Verlauf des Verbrauchs ist im Trend steigend oder fallend oder unterliegt saisonalen Schwankungen. Die Vorhersagegenauigkeit des Verbrauchs weist einen mittleren Wert auf.
  • Z-Materialien: Bei den Materialien dieser Kategorie ist der Verbrauch unregelmäßig, wobei er stark schwanken oder lediglich sporadisch auftreten kann. Deshalb ist die Vorhersagegenauigkeit des Verbrauchs niedrig.

XYZ-AnalyseZur Einstellung der Materialien in die erwähnten Gruppen ist eine mehrperiodische Analyse der Verbräuche erforderlich, bei der statistische Verfahren eingesetzt werden können. Beispielsweise lässt sich mithilfe der mittleren absoluten Abweichung vom Mittelwert feststellen, ob ein Verbrauchsverlauf regelmäßig ist oder nicht. Zur Identifikation trendmäßiger und saisonaler Verläufe kann die Regressionsanalyse genutzt werden.

Wie relevant ist die XYZ-Analyse in der Praxis?

Durch die Strukturierung in X-, Y- und Z-Materialien erhält ein Unternehmen Hinweise bezüglich der Verlässlichkeit von Prognosen und der bestehenden Risikopotentiale. Zudem können auf der Grundlage der Klassifizierung Empfehlungen für die Wahl der Bereitstellungsmaßnahmen gegeben werden.

So bietet sich für viele Güter der Klasse X eine einsatzsynchrone Beschaffung an, bei Materialien der Klasse Y ist oft eine Vorratshaltung vorzusehen, und für die Klasse Z erscheint eine Konsignationslagerung oder eine Beschaffung im Bedarfsfall sinnvoll, da durch die Lagerung von völlig unregelmäßig benötigten Gütern unnötig Kapital gebunden würde.

Die Anwendungsgebiete der XYZ-Analyse reichen über die Materialwirtschaft hinaus, sie kann z. B. auch im Vertriebsbereich zur Klassifikation der Kunden und Produkte oder im Rahmen des Qualitätsmanagements zur Produkteinteilung nach der Fehleranfälligkeit eingesetzt werden.

Wie lassen sich die ABC- und XYZ-Analyse kombinieren?

Wird die XYZ-Analyse als alleinige Entscheidungshilfe bei der Wahl der Beschaffungsart herangezogen, so käme für X-Materialien eine bedarfs- bzw. fertigungssynchrone Beschaffung im Sinne des just-in-time-Gedankens in Betracht. Y-Materialien könnten auf der Basis von Monatsprogrammen, also programmorientiert disponiert werden, während Z-Güter nur im Bedarfsfall, also verbrauchsorientiert beschafft werden.

Durch Kombination der XYZ-Analyse mit der ABC-Analyse lassen sich zusätzliche Erkenntnisse gewinnen. Die Güter werden dann in insgesamt neun Faktorklassen  eingeteilt, denen unterschiedliche Dispositions-, Einkaufs- und Kontrollmaßnahmen zugeordnet werden können.

Beispielsweise lässt sich auf diese Weise die Gleichbehandlung aller A-Güter verhindern und die Konzentration auf Güter der A- und Z-Klasse lenken. Aktivitäten zur Verbesserung der Materialbereitstellung bzw. zur Reduzierung der Kapitalbindung in Vorräten sollten sich zunächst auf Teile mit hohem Verbrauchswert (A-Teile) und hoher Vorhersagegenauigkeit (X-Teile) konzentrieren.

Demgegenüber sollte der Beschaffungsaufwand für Teile mit geringem Verbrauchswert und geringer Vorhersagegenauigkeit (C-Z-Teile) minimiert werden. Durch eine kombinierte ABC/XYZ-Analyse wird somit die Forderung nach einer wirtschaftlichen Materialbeschaffung erfüllt.

Das Wichtigste zur XYZ-Analyse in Kürze

Die Vorhersagegenauigkeit über die Nachfrage nach Produkten ist wesentlich für die Höhe der vorzuhaltenden Bestände im Rahmen der Vorratspolitik und insbesondere einer selektiven Lagerhaltung. Je genauer im Voraus die Produktnachfrage nach Art und Menge zu bestimmen ist, desto eher kann eine programmorientierte Disposition (Nachfrageschätzung) durchgeführt werden.

Teile, die einer stochastischen Nachfrage unterliegen, werden verbrauchsgesteuert. Ähnlich zu einer ABC-Analyse führt die Produktanalyse nach der Prognosesicherheit zu einer Klassifizierung der Teile in hohe (X), mittlere (Y) und niedrige (Z) Vorhersagegenauigkeit.

Gleichzeitig mit der Vorhersagegenauigkeit ist für eine bestandsarme Distribution (Just-in-Time-Logistik) die Stetigkeit des Verbrauchs und damit die Wiederholhäufigkeit der Nachfrage nach dem Produkt von Bedeutung.

Aufgaben

  1. Wozu dient eine XYZ-Analyse?
  2. Was bedeuten die Klassifizierungssymbole bei der XYZ-Analyse im Einzelnen?
  3. Welche Merkmalskombinationen sind für eine produktionssynchrone Beschaffung besonders geeignet.
  1. Bei der XYZ-Analyse werden die Materialien nach ihrer Verbrauchsstruktur gewichtet.
  2. X = Konstanter Verbrauch bei nur gelegentlichen Schwankungen und somit hohe Vorhersagegenauigkeit, Y = Verbrauch mit stärkeren Schwankungen und somit mittlere Vorhersagegenauigkeit,  Z = Völlig unregelmäßiger Verbrauch und somit niedrige Vorhersagegenauigkeit
  3. Materialien bzw. Werkstücke mit den Merkmalskombinationen AX, BX, sowie AY sind für eine produktionssynchrone Beschaffung besonders geeignet.

Literaturhinweise

  1. Erichsen, J. (1995): Effizienzsteigerung durch den Einsatz von Analyseinstrumenten – ABC/XYZ-Analyse, in: Praxis des Rechnungswesens (1995), Heft 2, S. 255-266