Die fertigungssynchrone Beschaffung wird als sogenanntes Bereitstellungssystem in der deutschsprachigen Literatur seit längerem diskutiert. Anfang der 80er Jahre hat diese Politik unter der Bezeichnung „Just in Time“ (JIT) weltweite Aufmerksamkeit gefunden. Sie gilt als wichtiges Wettbewerbsinstrument, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern zunehmend auch in anderen Branchen.
Der Kernaspekt der fertigungssynchronen Beschaffung ist, dass die Lagerzeit beim Hersteller so weit wie möglich gekürzt werden soll. Im Idealfall wird die Ware stets so bestellt, dass die genau rechtzeitig ankommt und sofort verarbeitet wird, sodass kein Lager notwendig ist. Die Ware wird quasi bei den Transportmitteln des Lieferanten gelagert.
Nun wollen wir auf die Merkmale näher eingehen, die für das Anwendungsszenario der fertigungssynchronen Beschaffung charakteristisch sind.
Materialstruktur
Die fertigungssynchrone Beschaffung eignet sich vor allem für A-Teile (mit Abstrichen für B-Teile), weil die Beschaffung für diese einen hohen Dispositionsaufwand erfordert.
Die Klassifikation bezieht sich auf die sogenannte ABC-Analyse, bei der Objekte nach absteigender Bedeutung geordnet werden. Bei einem Automobilhersteller wären A-Teile z. B. die Motoren und C-Teile beispielsweise kleine Schrauben. An dieser Stelle sei auf weiterführende Literatur verwiesen.
Bedarfs- und Lieferstruktur
Abweichend von der Vorratspolitik gelingt es — meist durch wechselseitige Anpassung der Lieferanten und der Bedarfsträger — Liefer- und Bedarfsstruktur in Übereinstimmung zu bringen. Diese Anpassung gilt für alle Bedarfsmerkmale (Sortiment, Menge, Zeitpunkt, Ort). Sie wird durch die für die Großserienfertigung typischen vielfachen Wiederholungsfälle und die daraus folgende Glättung der Bedarfsstruktur zweifellos begünstigt.
Aktionspotential der Beschaffung
Die weigehende Angleichung von Bedarfs- und Lieferstruktur setzt ein hohes Aktionspotential der Beschaffung voraus. Diese ist also nicht Befehlsempfänger (Handlanger) der Bedarfsträger, sondern kann den Bedarf und den Servicegrad mit den Bedarfsträgern unter Berücksichtigung der Lieferstruktur fixieren.
Im Außenverhältnis ist eine entsprechend starke Stellung gegenüber den Lieferanten notwendig. Dabei geht es nicht um die nachträgliche Bestrafung von Fehllieferungen, sondern um vorbeugende Maßnahmen für eine fertigungssynchrone Beschaffung wie z. B. laufende Information der Lieferanten über geplante Produktionsmengen und -termine, Initiierung wirksamer Qualitätsüberwachungssysteme beim Lieferanten etc.
Wo die Voraussetzung eines hohen Aktionspotentials nicht geschaffen werden kann, muss auf diese Form der ganzheitlichen Beschaffungspolitik von vornherein verzichtet werden.
Geforderte Lieferbereitschaft
Die Übereinstimmung von Bedarfs- und Lieferstruktur erlaubt eine hohe Lieferbereitschaft des Unternehmens — auch bei großer Typenvielfalt, wie die Modell- und Ausstattungsvielfalt in der Automobilindustrie zeigt. Bei geringen Ansprüchen an die Lieferbereitschaft wären die Anstrengungen zur Angleichung von Bedarfs- und Lieferstruktur nicht zu rechtfertigen und eine fertigungssynchrone Beschaffung dementsprechend überflüssig.
Grundsätzlich gilt je höher die Lieferbereitschaft sein soll, desto größer muss der Mindestbestand sein. Bei der fertigungssynchronen Beschaffung soll eine größtmögliche Lieferbereitschaft gewährleistet sein, wobei Lagerbestände allerdings komplett vermieden werden sollen.
Lagerfähigkeit des Materials und verfügbare Lagerkapazität
Die eingeschränkte Lagerfähigkeit des Materials (z. B. sperrige und variantenreiche Teile wie Autositze) ist zwar ein beachtliches, jedoch kein ausschlaggebendes Argument für die fertigungssynchrone Beschaffung.
Lager sollen jedoch auch dann vermieden werden, wenn das Material lagerfähig ist. Selbst bei Teilen die günstig sehr lange gelagert werden können entstehen Lagerkosten, die bei der fertigungssynchronen Beschaffung im Idealfall komplett vermieden werden können.
Demnach verlangt diese Politik nur geringe Lagerkapazitäten, um Bedarfsüberdeckungen (zu viel oder zu früh geliefertes Material) und Bedarfsunterdeckungen (zu wenig oder zu spät geliefertes Material) beziehungsweise Bedarfsschwankungen aufzufangen. Die „Macht“ der Beschaffung basiert also nicht auf hohen Beständen (wie bei der Vorratspolitik), sondern auf einem leistungsfähigen Informations- und Steuerungssystem. Man könnte sagen, dass Bestände durch Informationen ersetzt werden.
Erfolgs- und finanzwirtschaftliche Faktoren bei der fertigungssynchronen Beschaffung
Eine wesentliche Motivation für die fertigungssynchrone Beschaffung sind erfolgs- und finanzwirtschaftliche Faktoren. Minimale Lagerbestände erlauben erhebliche Kosteneinsparungen. Vordergründig kommt es zu einer Verlagerung des Lagerrisikos vom Abnehmer auf den Lieferanten, das letzterem in der Regel allerdings abgegolten werden muss z. B. durch eine längerfristige Abnahmeverpflichtung.
Spezifische organisatorische Maßnahmen sichern eine schnelle Rückkoppelung zwischen Beschaffung und Bedarfsträgern. Dadurch werden Verbrauchsabweichungen rasch aufgedeckt, was ebenfalls zur Kostensenkung beiträgt.
Autonomieansprüche der Lieferanten und Hersteller
Die fertigungssynchrone Beschaffung unterscheidet sich auch hinsichtlich des Autonomieanspruchs von den selektiven Beschaffungspolitiken. Sowohl Abnehmer als auch Lieferanten müssen einbindungsbereit und -fähig sein, das heißt beide Seiten verzichten auf wesentliche Teile ihrer Autonomie und akzeptieren die gegenseitige Abhängigkeit.
Das bedeutet unter anderem, dass Lieferschwierigkeiten des Lieferanten, zum Beispiel als Folge eines Streiks, mit geringfügiger Verzögerung voll auf den Abnehmer durchschlagen und seine Produktion gefährden.
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