Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die gängigste Bewertungskennzahl für Aktien. Im angelsächsischen Raum wird es auch Price-Earning-Ratio (PER) genannt. Das KGV zeigt an, mit welchem Vielfachen des Jahresgewinns ein Unternehmen an der Börse bewertet wird.
Berechnung
KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie
Ein niedriges KGV muss nicht zwingend ein Kaufargument sein. Unterschiedliche Gründe können dafür verantwortlich sein, dass die Aktie günstig bewertet ist, aber trotzdem nur wenig Kurspotenzial bietet:
- Das Unternehmen hat eine geringe Umsatz- und Gewinndynamik.
- Das Unternehmen verfügt über geringe Ressourcen (z. B. eine Minengesellschaft mit fast erschöpften Erzvorkommen).
- Laufende Klagen belasten die zukünftigen Gewinnaussichten (z. B. in der Tabakindustrie).
- Mischkonzerne werden fast immer mit einem Abschlag gehandelt.
- Unternehmen aus Branchen mit geringen Wachstumsaussichten werden niedrig bewertet (in der Autoindustrie gibt es z. B. zahlreiche Unternehmen mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis).
Falls man also eine Aktie mit einem niedrigen KGV entdeckt, sollte man in einem ersten Schritt überprüfen, wie hoch die direkten Konkurrenten bewertet werden. Anschließend stellt sich die Frage, welche Wachstums- und Gewinnaussichten die Branche und das ausgesuchte Unternehmen haben. Abschließend sollte man sich über mögliche Risiken informieren.
Fallen alle Punkte positiv aus, ist das niedrige KGV ein wichtiges, aber nicht einzig entscheidendes Kaufargument.
Beispiel:
Die Berechnung des KGV ist vergleichsweise einfach: Liegt beispielsweise der fiktive Aktienkurs bei 100 Euro und der Gewinn pro Aktie bei 12 Euro, ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8,5, denn: 100 / 12 = 8,5.
Auswahl des Bezugsjahres
Ein möglicher Schwachpunkt ist die schwierige Auswahl des Bezugsjahres. Für die Berechnung des KGV braucht man den Gewinn je Aktie. Für das laufende Geschäftsjahr liegen die ersten Zahlen bereits vor. Dafür ist das Datenmaterial fast schon wieder veraltet, da an der Börse zukünftige Gewinne bewertet werden.
Der Gewinn je Aktie für das Folgejahr ist für die Kursentwicklung an der Börse wichtiger, kann aktuell allerdings nur eine grobe Schätzung sein. Ein zurzeit scheinbar niedriges KGV kann relativiert werden, wenn das Unternehmen im weiteren Jahresverlauf die Gewinnschätzung verfehlt. Man sollte daher jede KGV-Schätzung kritisch hinterfragen. Es stellt sich immer die Frage, wie plausibel die Gewinnschätzung ist und wann sie zuletzt überarbeitet wurde.
Trotz dieser möglichen Schwächen ist das KGV ein wichtiges Hilfsinstrument, um günstige und überbewertete Aktien unterscheiden zu können.