Was ist Eigenkapitalrentabilität?

Bei der Eigenkapitalrentabilität handelt es sich um eine Kennzahl, die es Anlegern, Investoren oder Unternehmern ermöglicht, die Verzinsung des eigenen eingesetzten Kapitals festzustellen.

In der Literatur wird der deutsche Begriff meist EKR abgekürzt, doch auch die Abkürzung ROE – aus dem Englischen für return on equity – ist eine gängige Bezeichnung.

Eigenkapitalrentabilität — Berechnung

Die Kennzahl stellt das Verhältnis von eingesetztem Eigenkapital zum erzielten Gewinn dar. Je höher der Gewinn bei dieser Gegenüberstellung ist, desto höher ist also auch die Eigenkapitalrentabilität.

Da diese generell in Prozent angegeben wird, multipliziert man den Gewinn mit 100.

Eigenkapitalrentabilität

Wichtig ist jedoch, dass Anleger diese Kennzahl nie isoliert betrachten sollten. Es empfiehlt sich stets, weitere Kennzahlen hinzuzuziehen, um ein Urteil darüber fällen zu können, ob ein Unternehmen solide und rentabel wirtschaftet. Beispielsweise wäre die Rentabilität des gesamten Kapitals ebenso wichtig.

Interpretation der Ergebnisse 

Eigenkapitalrentabilität Formel

Neben der Definition des Begriffs EKR ist auch die Interpretation dieser Kennzahl von Bedeutung. Grundsätzlich liegt die Annahme nahe, dass eine hohe Eigenkapitalrendite ein Zeichen dafür ist, dass ein Unternehmen erfolgreich wirtschaftet und das Kapital effektiv einsetzt.
So ist eine hohe Eigenkapitalrendite häufig bei marktführenden Unternehmen anzutreffen, kann aber als Momentaufnahme auch ein Zeichen für einen befristeten Ausnahmezustand sein.

Eine niedrige EKR kann darauf hindeuten, dass zu viel Eigenkapital unnötig gebunden ist oder schlichtweg vergleichsweise wenig Gewinn erwirtschaftet wird.
Auch wenn dies plausible und häufig anzutreffende Szenarien sind, kann es auch des öfteren zu Ausnahmen kommen. Je nach Branche ist eine relativ niedrige Eigenkapitalrendite der Normalzustand und damit kein schlechtes Zeichen. Gerade hier ist eine langfristige Betrachtung dieses Wertes notwendig, um eine Entwicklung und eine Tendenz erkennen zu können.

Auch wenn die Eigenkapitalrendite je nach Branche und Größe des Unternehmens stark schwankt, möchten wir euch ein paar grobe Richtwerte mitgeben, damit ihr echte Zahlen besser beurteilen könnt. Generell gilt, dass kleine und mittelständische Unternehmen meist bessere EKR aufweisen als große Konzerne. Für KMU sind Eigenkapitalrenditen von ca. 25 % keine Seltenheit. Große Konzerne finden sich je nach Branche und individueller Situation meist eher in einer Spanne von 5 – 15 % wieder.

Berechnung der Eigenkapitalrentabilität — Beispiele

Beispiel 1

Ein Unternehmen schaut sich die Bilanz des letzten Jahres an. Es erkennt, dass Eigenkapital von 9 Millionen Euro vorhanden ist, mit dem ein Gewinn von 800.000 Euro erwirtschaftet wurde. Wie hoch ist die EKR?

Gegeben:

EK = 9.000.000

Gewinn = 800.000

Gesucht:

Eigenkapitalrentabilität = r = ?

Einsetzen in die Formel: 

r = (800.000×100) / 9.000.000

r = 8,88%

Beispiel 2 — Hebelwirkung zunehmender Verschuldung

Die Eigenkapitalrentabilität steigt mit zunehmendem Verschuldungsgrad, solange die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzinssatz liegt. Dieser Zusammenhang wird auch als Leverage Effekt bezeichnet. Der Leverage Effekt ist so wichtig, dass wir hierzu noch eine eigene Erklärung veröffentlicht haben.

Formel zur Berechnung:
Eigenkapitalrentabilität Beispiel

 

 

 

r = Eigenkapitalrentabilität
i = Gesamtkapitalrentabilität
FK = Anteil des Fremdkapitals
EK = Anteil des Eigenkapitals
k = Fremdkapitalzinssatz


Zahlenbeispiel

Ein Unternehmen investiert 10 Millionen Euro in eine Anlage, die pro Jahr einen Gewinn von 1 Millionen Euro und damit eine Gesamtkapitalrentabilität von 10 Prozent erwirtschaftet.
Wie hoch ist die EKR, wenn das Unternehmen die Investition…
(1) … jeweils zur Hälfte mit Eigenkapital und Fremdkapital finanziert, wobei der Fremdkapitalzinssatz 8 Prozent beträgt?
(2) … zu 20 Prozent mit Eigenkapital und zu 80 Prozent mit Fremdkapital finanziert und der Fremdkapitalzins ebenfalls 8 Prozent beträgt?
(3) … zu 20 Prozent mit Eigenkapital und zu 80 Prozent mit Fremdkapital finanziert und der Fremdkapitalzins 13 Prozent beträgt?

Gegeben:

i = 0,1

FK = 0,5 × 10.000.000 = 5.000.000

EK = 0,5 × 10.000.000 = 5.000.000

k = 0,08

Gesucht:

r = ?

Wenn man dies in die Formel einsetzt, ergibt dies folgendes:

r = 0,1 + (5.000.000 / 5.000.000) × (0,1 – 0,08)

r = 0,12

r = 12%

Die Eigenkapitalrentabilität des Unternehmens bei dieser Investition liegt bei 12%

Gegeben:

i = 0,1

FK = 0,8 × 10.000.000 = 8.000.000

EK = 0,2 × 10.000.000 = 2.000.000

k = 0,08

Gesucht:

r = ?

Wenn man dies in die Formel einsetzt, ergibt dies folgendes:

r = 0,1 + (8.000.000 / 2.000.000) × (0,1 – 0,08)

r = 0,18

r = 18%

Die Eigenkapitalrentabilität des Unternehmens bei dieser Investition liegt bei 18%

gegeben:

i = 0,1

FK = 0,8 × 10.000.000 = 8.000.000

EK = 0,2 × 10.000.000 = 2.000.000

k = 0,13

gesucht:

r = ?

Wenn man dies in die Formel einsetzt, ergibt dies folgendes:

r = 0,1 + (8.000.000 / 2.000.000) × (0,1 – 0,13)

r = -0,02

r = -2%

Die Eigenkapitalrentabilität des Unternehmens bei dieser Investition liegt bei 18%. Somit ist die Investition nach der Aussage der Eigenkapitalrentabilität nicht zu empfehlen.