Was ist Global Sourcing?

Für Global Sourcing ist kennzeichnend, dass Liefer- und Empfangspunkte der Beschaffungsobjekte in unterschiedlichen Ländern liegen. Bei der Wahrnehmung der Aufgaben der Beschaffung sind dann die Besonderheiten internationaler Transaktionen zu berücksichtigen.

Für Global Sourcing sollte eine Beschaffungsstrategie formuliert werden, die mit den anderen Unternehmensstrategien abgestimmt ist. Eine geografische Ausdehnung der Beschaffung auf weltweite Bezugsquellen wird auch als Globalisierung des Beschaffungsbereichs bezeichnet, sie geht häufig mit einer funktionsübergreifenden strategischen Ausrichtung der Beschaffungsaktivitäten einher.

Global SourcingDie internationale Beschaffung ist schon immer für die Versorgung der Industrie erforderlich gewesen, um einen Rohstoffmangel im eigenen Land auszugleichen. In der jüngeren Vergangenheit sind Unternehmen infolge der zunehmenden weltweiten Konkurrenz, der steigenden technischen Ansprüche an die Produkte sowie des wachsenden Kostendrucks, aber auch zur langfristigen Sicherung der eigenen Konkurrenzfähigkeit gezwungen, neue Beschaffungsmärkte zu erforschen und die sich dort bietenden technischen und preislichen Möglichkeiten auszunutzen.

Die vielfach gestiegene Leistungsfähigkeit der ausländischen Hersteller bei vergleichsweise geringeren Kosten begünstigt dabei die Entscheidung für einen Import. Zudem ist durch den EU-Binnenmarkt und die Entwicklungen in Osteuropa die Erweiterung der Beschaffungsmärkte erleichtert worden.

Was sind die Voraussetzungen für Global Sourcing?

Zu den Voraussetzungen, die für ein erfolgreiches Global Sourcing erfüllt sein müssen, gehört zunächst die Handels- und Rechtssicherheit sowie die politische Stabilität im Land des potenziellen Zulieferanten.

Seitens der Beschaffungsmitarbeiter sind ausgeprägtes Knowhow, breit angelegte Managementerfahrungen sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zur internationalen Zusammenarbeit erforderlich. Benötigt wird ferner eine spezifische logistische und datentechnische Infrastruktur, um über Landesgrenzen und Rechtssysteme hinweg die logistische Kette und die damit einhergehende Komplexität zu beherrschen.

Um internationale Beschaffung betreiben zu können, benötigt man:

  • die Durchführung von Beschaffungsmarktstudien,
  • die Überprüfung des Qualitätsstandards,
  • Lieferantenbewertungen,
  • eine logistische Versorgungsstrategie,
  • Schutzvereinbarungen, damit das Knowhow nicht in das Bezugsland abfließen kann,
  • gegebenenfalls Sprachschulungen für die Mitarbeiter.

Voraussetzungen einer internationalen Beschaffung sind eine hohe Qualifikation der Mitarbeiter in der Beschaffung sowie effiziente Organisationsstrukturen des Beschaffungssystems. Vor allem große Unternehmen werden über die Mittel verfügen, die Vorteile einer internationalen Beschaffung auszuschöpfen.

So bietet sich internationalen Unternehmen mit Produktionsstätten in verschiedenen Ländern die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Aufwand ausländische Beschaffungsmärkte zu erkunden, zu bewerten und zu nutzen, da bereits Personal vor Ort vertreten ist, dem die Besonderheiten des jeweiligen Importlandes bekannt sind.

Zur Entwicklung eines unternehmensspezifischen strategischen Konzepts des Global Sourcing gilt es zunächst, die Ziele der Internationalisierung des Einkaufs festzulegen. Darauf aufbauend sind das Warengruppen- bzw. Produktportfolio, die geeigneten Beschaffungsmärkte sowie die Lieferanten als die zentralen Gestaltungsparameter der internationalen Beschaffung zu ermitteln.

Welche Formen von Global Sourcing gibt es?

Als Formen der internationalen Beschaffung kann man unterscheiden:

  • Inländische Beschaffung von Einsatzgütern, die aus im Ausland gefertigten Komponenten bestehen (quasi nationale Beschaffung).
  • Ausländische Beschaffung über Beschaffungsmittler, die Qualität, Preis und Lieferzuverlässigkeit gewährleisten (indirekte internationale Beschaffung).
  • Unmittelbare Beschaffung bei ausländischen Lieferanten durch kurzfristige Beschaffungsverträge (kurzfristige direkte internationale Beschaffung).
  • Unmittelbare Beschaffung bei ausländischen Lieferanten auf der Grundlage langfristiger Vertragsbeziehungen (langfristige direkte internationale Beschaffung).
  • Etablierung von unternehmenseigenen Beschaffungsinstitutionen im Ausland (multinationale Beschaffung).
  • Weltweite Beschaffung von Material und Komponenten (weltweit koordinierte Beschaffung).

Die Tendenz zu Systemlieferanten wird die Verwirklichung von Global-Sourcing-Konzepten beschleunigen, da diese von sich aus am Weltmarkt aktiv werden müssen, um die Zielkosten zu erreichen. Ein Unternehmen durchläuft mit zunehmender internationaler Erfahrung die erwähnten Beschaffungsformen als Phasen. Hierbei können einzelne Phasen zueinander parallel verlaufen oder übersprungen werden.

Was sind die Vorteile von Global Sourcing?

Ein wesentliches Argument für eine internationale Beschaffung stellt häufig die Reduzierung der Einkaufskosten dar. Die Preisunterschiede können u. a. auf ein niedrigeres Lohnniveau, Sozialkostenunterschiede und Steuervorteile im Ausland beruhen.

Bei Preisvergleichen ist jedoch darauf zu achten, dass die gesamten Beschaffungskosten in die Berechnung einbezogen werden, also auch Transportkosten und Lagerkosten sowie Kosten für die erforderlichen Marktstudien, die Geschäftsabwicklung, aufwendigere Prüfverfahren. Neben geringeren Beschaffungskosten können die folgenden weiteren Vorteile einer internationalen Beschaffung bestehen:

  • Verbesserung der Versorgungssicherung und Abbau der Abhängigkeit von einem Beschaffungsmarkt, indem zusätzliche Märkte erschlossen und Risiken, die z. B. aus Streiks und politischen Instabilitäten resultieren, durch den Vertragsabschluss mit Lieferanten aus verschiedenen Ländern verteilt werden,
  • Verhinderung von Monopol- oder Oligopolstellungen der Anbieter auf dem nationalen Markt und Intensivierung des Wettbewerbs durch die zunehmende internationale Konkurrenz,
  • Nutzung des internationalen Lieferanten-Knowhows,
  • Erlangung von Marktkenntnissen und Zunahme der Exportchancen auf Märkten, in denen das Unternehmen bislang noch nicht vertreten ist,
  • Sicherung der Absatzmärkte und Vorbeugung vor protektionistischen Maßnahmen durch Kompensationsgeschäfte,
  • Ausgleich des Währungsrisikos bei exportabhängigen Unternehmen, da ein Einkauf in denselben Währungsräumen zu einer Angleichung der Handels- und Devisenströme führt.

Die Vorteilhaftigkeit der internationalen Beschaffung ist auch von den Eigenschaften der zu beschaffenden Objekte abhängig. Technisch anspruchsvolle, komplexe und qualitätsbestimmende Teile werden häufig vorwiegend von inländischen Quellen bezogen, da die Prüfverfahren für neue ausländische Zulieferer (Lieferantenbewertung) langwierig und kostenintensiv sind.

Neben den Rohstoffen, die den größten Teil der Importe ausmachen, kommen für eine internationale Beschaffung primär Norm- und Standardteile sowie arbeitsintensive Güter aufgrund der Lohnkostenvorteile im Ausland, z. B. in der Textil- und Schuhindustrie in Betracht.

Was sind die Nachteile von Global Sourcing?

Die internationale Beschaffung kann ebenfalls einige Nachteile aufweisen:

  • Imageverlust durch einen Bezug im Ausland,
  • Gefahr eines ungewollten Knowhow-Transfers,
  • Kommunikationsprobleme mit den Anbietern bezüglich Sprache, Mentalität, aber auch fehlender Kompatibilität der Kommunikationstechnik,
  • durch weitere Transportwege verlängern sich unter Umständen die Beschaffungszeiten und steigt das Transportrisiko,
  • Versorgungsrisiken, die aus der möglicherweise fehlenden wirtschaftlichen und politischen Stabilität in den Bezugsländern resultieren,
  • Qualitätsprobleme können insbesondere dann auftreten, wenn Zulieferant und Abnehmer über ein unterschiedliches Qualitätsverständnis verfügen,
  • höherer Aufwand bei der Abwicklung der Beschaffungstätigkeiten u. a. im Hinblick auf die Beschaffungsmarktforschung und -bearbeitung sowie die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmensbereichen, insbesondere der Forschung und Entwicklung, der Qualitätssicherung und der Logistik und besondere Anforderungen an die Mitarbeiter des Beschaffungsbereichs.

Das Wichtigste zum Global Sourcing in Kürze

Will ein Unternehmen Gewinne erzielen und sich am Weltmarkt weiterhin behaupten, so ist die Strategie des Global Sourcing unverzichtbar. Stagnierende Märkte, größerer Preisdruck und verstärkter weltweiter Wettbewerb zwingen die Unternehmen dazu, immer effizienter zu wirtschaften.

Hauptsächlich die Möglichkeit Kosten einzusparen und die Ressourcenverfügbarkeit zu sichern relativieren die Risiken, die das Global Sourcing mit sich bringt immens. So ist die internationale Beschaffung ein unverzichtbares Element einer erfolgreichen Unternehmensstrategie zur Implementierung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile.

Jedoch sollte das Unternehmen verstehen, dass Risiken nie ignoriert werden dürfen. Zu fatal können die Folgen sein, die beispielsweise mit dem Versorgungsrisiko einhergehen. So muss jedes Unternehmen ein eigenes Konzept entwickeln, das die Chancen des Global Sourcing optimal nutzt und die Risiken so gering wie möglich hält.

Aufgaben

  1. Welche Formen von Global Sourcing unterscheidet man?
  1. Nationale Beschaffung, indirekte internationale Beschaffung, kurzfristige direkte internationale Beschaffung, langfristige direkte internationale Beschaffung, multinationale Beschaffung, weltweit koordinierte Beschaffung.

Literaturhinweise

  1. Piontek, Jochen (1997): Global Sourcing: Managementwissen für Studium und Praxis, Oldenbourg Verlag, München und Wien 1997.