Was ist die Kapitalwertmethode?
Die Kapitalwertmethode stellt die in der Praxis am stärksten vertretene Methode der dynamischen Investitionsrechnung dar. Dies liegt vor allem an dem geringen Rechenaufwand und dem höheren Realitätsbezug im Vergleich zu den statischen Rechenmodellen.
Zielgröße der Kapitalwertmethode ist der Kapitalwert, welcher den Gegenwartswert einer Investition darstellt. Hierzu bezieht der Kapitalwert alle zukünftigen Zahlungen auf den heutigen Zeitpunkt.
Eine mögliche Definition des Kapitalwerts bietet daher die Darstellung desgleichen als Differenz der barwertigen Ein- und Auszahlungen eines Investitionsobjektes. Eine weitere Definition bezeichnet den Kapitalwert als Absolutbetrag zum Zeitpunkt null, der dem Wert der Investition über die Laufzeit äquivalent ist.
Dieser Definition folgend entspricht der Kapitalwert dem Wert der Investition gemessen über die gesamte Investitionslaufzeit. Es wäre damit gleichermaßen attraktiv die Investition zu tätigen, oder den Kapitalwert der Investition sofort zu erhalten. Der Kapitalwert lässt sich mit folgender Formel berechnen:
Dabei stellt t = 0 den Beginn des Planungszeitraums dar, T ist der letzte Zeitpunkt zu dem Zahlungen erfolgen, (et – at) ist die Differenz aus Ein- und Auszahlungen (Nettozahlungen) und i der Zinssatz zum Abzinsen. Durch die Abzinsung wird die Nettozahlung der jeweiligen Zeitpunkte auf den Zeitpunkt t = 0 bezogen. Ein positiver Kapitalwert stellt somit den Wertezuwachs der Investition bezogen auf den Ausgangszeitpunkt dar. Der Vergleich von zwei Investitionsalternativen ermöglicht die Beurteilung der relativen Vorteilhaftigkeit.
Die Festlegung des entsprechenden Kalkulationszinses ist eines der Hauptprobleme bei der Anwendung der Kapitalwertmethode. Um dem Problem realitätsnaher Kalkulationszinssätze zu begegnen, eignet sich eine Grenzwertbetrachtung. Als unterer Grenzwert könnte hierbei der Zinssatz eines risikolosen Wertpapieres und als obere Grenze der Zinssatz der teuersten Möglichkeit zur Kreditaufnahme dienen. Liefert eine Investition trotz oberer Zinsgrenze einen positiven Kapitalwert ist sie als vorteilhaft einzuschätzen, ist ihr Kapitalwert trotz unterer Zinsgrenze negativ, so ist die Investition nicht vorteilhaft. (Götze 2008, S. 91) Die Kapitalwertmethode bietet insgesamt für zahlreiche Investitionsentscheidungen einen guten Kompromiss zwischen Aufwand für Datenbeschaffung und Rechenaufwand einerseits, sowie der Realitätsnähe andererseits. Darüber hinaus stellt der Kapitalwert eine gut nachvollziehbare Bewertungsbasis dar, was einen weiteren Grund für dessen starke Verbreitung in der Praxis liefert. Bei strategischen Investitionsentscheidungen und langlaufenden Investitionsprojekten führt die Vernachlässigung von Risiko und Handlungsfreiheit des Investors jedoch zu einer zu starken Vereinfachung.