Der Kontokorrentkredit wird auch Überziehungskredit oder Dispokredit bzw. Dispositionskredit genannt. Es handelt sich dabei um einen vereinbarten Betrag, den der Kunde eines Girokontos mit Erlaubnis der Bank überziehen darf. Damit entsteht ein Negativsaldo, der bis zu einer im Vorfeld festgelegten Grenze, dem sogenannten Kreditlimit, ausgeschöpft werden kann.
Mit dieser Kreditform wird meist ein kurzfristiger Finanzengpass überbrückt, wobei die Kosten dafür sehr hoch ausfallen können. Dafür kann die Höhe der Kreditsumme sehr flexibel erfolgen und es gibt keine festgelegte Laufzeit.
Was macht einen Kontokorrentkredit besonders?
Ein Kontokorrentkredit unterscheidet sich wesentlich von anderen Kredit- und Finanzierungsformen. Wer einen herkömmlichen Bankkredit benötigt, der setzt sich dafür mit seiner Bank in Verbindung und erhält, nach Klärung der Einzelheiten und der individuellen Bonität, die beantragte Summe in einem ausbezahlt. In der Folge findet die Tilgung über die vereinbarte Laufzeit und in Höhe der vertraglich festgelegten Raten statt.
Bei einem Kontokorrentkredit ist der Ablauf komplett anders. Denn dieser ist untrennbar mit einem Girokonto verbunden und besteht im Wesentlichen aus einer Überziehungsoption für dieses Konto. Bereits bei der Eröffnung des Girokontos wird der Rahmen dafür festgelegt, wobei auch nachträgliche Vereinbarungen über die Höhe der Summe möglich sind. Der Kunde hat in der Folge jederzeit die Möglichkeit, den Kontokorrentkredit auszuschöpfen.
Für welchen Zweck das Geld verwendet wird, bleibt dem Kontoinhaber völlig freigestellt, wobei natürlich der vereinbarte Rahmen der Höhe nach nicht überschritten werden darf.
Wie wird ein Kontokorrentkredit berechnet?
Die Berechnung des Kontokorrentkredits ist denkbar einfach und kann mit einer klassischen Zinsformel durchgeführt werden.
Je nach der zugrunde liegenden Konvention wird ein Jahr bei Zinsrechnungen häufig auch mit 360 anstatt 365 Tagen angegeben. Ein Beispiel zur Nutzung der Formel findet ihr weiter unten.
Unterschiedliche Varianten des Kontokorrentkredites
Kunden haben bei der Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites komplette Freiheit, immerhin können auch die Rückzahlungen sehr individuell und frei gestaltet werden. Es steht dem Bankkunden komplett frei, wann und wie er den Rahmen wieder abbaut. Der Finanzmarkt punktet mit einer großen Vielfalt an Finanzprodukten, das gilt auch für den Kontokorrentkredit. Auch wenn es den wenigsten bewusst ist, gibt es für diese Finanzierungsform unterschiedlicheVarianten. Privatpersonen sind nicht die einzigen Kunden eines Finanzinstitute, die den Überziehungsrahmen in Anspruch nehmen.
Auch Geschäfts- und Firmenkunden können dies tun. In diesem Fall sprechen Branchenkenner jedoch nicht von einem Dispokredit, sondern von einem Betriebsmittelkredit.
Wann ist ein Kontokorrentkredit nützlich?
Ob sich eine Privatperson einen Dispositionskredit nimmt oder ein Unternehmen einen Betriebsmittelkredit in Anspruch nimmt, der Zweck dahinter ist immer der Gleiche. Durch die mögliche Überziehung des Guthabens auf dem Girokonto können finanzielle Engpässe sehr kurzfristig überbrückt werden.
Wer etwa sein Gehalt später als normal erhält, kann damit seine fixen Kosten trotzdem bezahlen und gerät nicht in eine finanzielle Schieflage. Ähnliches gilt für Unternehmen, die einen Kontokorrentkredit als Finanzierungsalternativenutzen können, um die Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter fristgerecht erledigen können, auch wenn das Konto dies eigentlich nicht hergibt. Damit ist dieser Betriebsmittelkredit oft die einzige Option, um Liquiditätsengpässe und damit verbunden wirtschaftlicheNotlagenkurzfristigauszugleichen.
Vor- und Nachteile eines Kontokorrentkredits
Die Vorteile wurden bereits mehrfach ausgeführt. Denn mit einem Kontokorrentkredit können kurzfristig finanzielle Engpässe einfach überwunden werden. Die damit verbundene Zinsbelastung erfolgt dabei immer nur in der individuellen Höhe der Summe, die auch tatsächlich in Anspruch genommen wurde. Dies gilt auch für den Zeitraum. Das sind wesentliche Vorteile im Gegensatz zu einem herkömmlichen Ratenkredit.
Als Nachteil beim Kontokorrentkredit muss erwähnt werden, dass die Zinsen bzw. gesamten Kosten für diese Finanzierungsform grundsätzlich eher hoch sind und der Zinssatz oftmals im zweistelligen Prozentbereich liegt. Damit ist der Überziehungskredit eine der teuersten Finanzierungsformen, und zwar sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Manchmal kann es aber sinnvoll sein, diesen teuren Kontokorrentkredit zu verwenden, um zum Beispiel bei Lieferantenrechnungen die Skontofristeinzuhalten. Meist sind die Zinsen bzw. Kosten für einen nicht genutzten Skontoabzug in der Regel höher als die Belastung beim Überziehungsrahmen.
Bilanzierung des Kontokorrentkredites
Nimmt ein Unternehmen einen Kontokorrentkredit in Anspruch, stellt sich die Frage nach der richtigen Bilanzierung. Diese muss zum Stichtag der Bilanz im Posten „Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“ gemäß § 266, Abs. 3C 2 HGB erfolgen und die Höhe des negativen Banksaldos exakt nennen.
Welche Alternativen zum Kontokorrentkredit gibt es?
Möchte ein Unternehmen ein tatsächliches Wirtschaftsgut finanzieren, ist ein klassischer Ratenkredit die bessere Option und Wahl. Der Grund liegt einfach in der Höhe der Zinsen, die bei einem Ratenkredit am niedrigsten ausfallen. Wer sich zum Beispiel ein Auto kaufen möchte, sollte die Finanzierung ebenfalls anders abwickeln. Hier sind spezielle Autokredite zu empfehlen, die nochmals ein Sparpotential bei den Zinsen bieten.
Seitens der deutschen Bundesregierung gab es vor einiger Zeit die Forderung, dass Finanzinstitute und Banken ihren Kunden, die langfristig ihr Girokonto überziehen, Alternativen, die günstiger ausfallen, anbieten müssen. Diese gibt es nämlich durchaus, auch wenn die Margen für die Institute dabei geringer ausfallen. Eine Alternative ist der Rahmenkredit, bei dem für den Kunden ein Unterkonto mit entsprechendem Kreditrahmen zur Verfügung gestellt wird. Im Unterschied zum Dispo gibt es hier einen realen Kreditvertrag, der genau regelt, wie hoch der Prozentsatz ist, den der Kunde monatlich vom Kreditrahmen zurück zahlen muss. Die Zinsen, die hier zu zahlen sind, fallen ebenso wie beim Überziehungskredit immer nur für den Betrag an, der vom Kontoinhaber genutzt wird.
Beispiele
Beispiel 1:
Jan überzieht sein Girokonto für 30 Tage um 1000 €. Der von der Bank für Kontokorrentkredite vorgeschriebene Zinssatz liegt bei 15 % p.a.
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