Was ist Voreingenommenheit?

Voreingenommenheit ist ein soziales Phänomen, bei dem das Urteil eines Menschen von Vorurteilen bestimmt ist und somit nicht objektiv ist. Dies ist unfair gegenüber den Betroffenen. Voreingenommenheit kann in Unternehmen erhebliche Kosten verursachen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein objektiv schlechter qualifizierter Mitarbeiter aus persönlichen Gründen gegenüber dem besser qualifizierten Mitarbeiter bei einer Beförderung bevorzugt wird.

Voreingenommenheit DefinitionIn der Sozialpsychologie unterscheidet man im Kontext der Voreingenommenheit zwischen Stereotyp, Vorurteil und Diskriminierung. Diese beziehen sich immer auf die Gruppenmitgliedschaft eines Menschen. Fühlt sich beispielsweise jemand von einem Nachbarn gestört, weil er um vier Uhr morgens laut Musik spielt, ist das vermutlich kein Vorurteil, sondern es hat mit dem Verhalten der Person zu tun. Mag jemand eine Person hingegen nicht, weil sie zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gehört, handelt es sich um ein Vorurteil.

Was sind Vorurteile?

Vorurteile resultieren meist aus Emotionen und oftmals unzureichendem Wissen. Sie sind mit einer negativen Bewertung der Person, die einer bestimmten Gruppe angehört, verbunden. Ein Beispiel für ein Vorurteil wäre: „Alle Hartz-IV-Empfänger wollen nicht arbeiten.“

Worauf beruhen Vorurteile?

Warum sind Vorurteile so beständig, und warum existieren sie? Eine wichtige Quelle für Vorurteile sind Gruppenprozesse und soziale Normen. Menschen sind Lebewesen, die sich gerne in Gruppen aufhalten und dadurch ihr Selbstkonzept definieren. Gruppen werden durch gemeinsam geteilte Interessen und Werte wie beispielsweise Bildung zusammengehalten. Umgekehrt impliziert dies, dass es eine Gruppe gibt, die diese Werte nicht teilt und die man als Mitglied einer anderen Gruppe vermutlich ablehnt.

Ein Mangel an Wissen ist der Nährboden für Vorurteile. Wenn Menschen die Mitglieder einer Fremdgruppe zudem nicht mögen und zu ihnen Distanz halten, so müssen sie doch irgendwie verstanden werden, um sich vor ihnen schützen zu können. Dazu dienen Vorurteile, also grobe Vorstellungen, als Orientierungshilfe. Vorurteile sind Pseudowissensstrukturen, die Menschen befähigen sollen, das Leben zu meistern. Es ist sinnvoll, zu wissen, wer potenziell hilfreich oder gefährlich ist.

Solche Assoziationen sind vor allem dann nützlich für eine Entscheidung, wenn man schnell urteilen muss, abgelenkt ist oder keine Motivation hat, eine Person besser kennenzulernen. Sie führen jedoch zu Fehlern, wenn die Vorurteile selbst falsch sind, also nicht Wissen, sondern Pseudowissen beinhalten oder wenn dieses Wissen auf eine Person nicht zutrifft.

Ein weiteres Problem ist, dass das menschliche Gedächtnis Wissen manchmal aufgrund nicht repräsentativer Beobachtungen bildet. Wenn man beispielsweise noch nie etwas mit Menschen aus einem bestimmten Land zu tun hatte, und der erste Mensch, den man dort trifft, Vegetarier ist, wird im Gedächtnis kurzerhand ein Vorurteil angelegt, dass alle Menschen dieses Landes Vegetarier sind. Eine solche Wissensbasis ist jedoch natürlich fehlerhaft. Selbst wenn ein Vorurteil zutrifft, ist es wahrscheinlich, dass dieser auf eine einzelne Person nicht zutrifft. Die Generalisierung ist ein großes Problem, wenn Vorurteile zur Personenbeurteilung gebraucht werden.

Was ist ein Stereotyp?

Als Stereotyp bezeichnet man mit einer sozialen Gruppe assoziierte Eigenschaften, die nicht unmittelbar eine starke Abneigung oder Zuneigung beinhalten. Stereotype sind rein gedankliche Konstruktionen und haben somit eine kognitive Komponente. Sie sind im gesellschaftlichen Kontext entstanden und beinhalten sozial geteiltes Wissen oder Pseudowissen. Ein Beispiel für einen Stereotyp wäre: „Deutsche sind immer pünktlich.“

Was ist Diskriminierung?

Unter Diskriminierung versteht man ein besonderes Verhalten gegenüber einer Person, das sich aufgrund deren Gruppenzugehörigkeit vom Verhalten gegenüber anderen Personen unterscheidet. Diskriminierung ist negativ konnotiert und wird als Benachteiligung für die Betroffenen verstanden. Diskriminierung kann sehr unterschiedlich stark auftreten. Auch unbewusste Verhaltensweisen im Alltag können als Diskriminierung gelten.

Das Wichtigste zur Voreingenommenheit in Kürze

Aus der Forschung kann man folgende Lehren ziehen: Je besser jemand eine andere Person kennt, umso weniger wirken Vorurteile. Je mehr einem Menschen die eigenen Vorurteile bewusst sind, umso eher kann er bewusst gegen sie angehen. Es sind viele Informationen über einen Menschen nötig, möglichst über sein Verhalten, um ihn fair beurteilen zu können. Bei Bewerbungsverfahren sind beispielsweise anonyme Testverfahren eine gute Lösung.