Welche Prioritätsregeln zur Reihenfolgeplanung gibt es?
Die wichtigsten und bekanntesten elementaren Prioritätsregeln sind:
Critical-ratio-Regel
Nach der Critical-ratio-Regel wird für jeden Auftrag das Verhältnis aus der Differenz zwischen seinem Liefertermin und dem aktuellen Betrachtungszeitpunkt zu seiner notwendigen Restbearbeitungszeit und allen noch benötigten Maschinen als Priorität ermittelt.
Derjenige Auftrag mit dem kleinsten Zeitausdruck bzw. mit der höchsten Prioritätszahl wird zuerst bearbeitet. Es handelt sich um eine dynamische, globale Prioritätsregel, welche die Einhaltung der LIefertermine sichern soll.
First-come-first-served-Regel
Bei der First-come-first-served-Regel, auch als Auftragseingangsregel bezeichnet, die dem First-in-first-out-Prinzip bei der Lagerung und Bewertung entspricht, erhält der Auftrag, der zuerst bei der Maschine ankommt, in der Warteschlange die höchste Priorität.
Die Aufträge werden in der Reihenfolge ihrer Ankunft an der jeweiligen Maschine bearbeitet. Es handelt sich um eine statische, lokale Prioritätsregel, die eine gute Einhaltung der Liefertermine bewirkt.
Frühester-Liefertermin-Regel
Bei der Frühester-Liefertermin-Regel erhält der Auftrag in der Warteschlange vor der Maschine, der den frühesten Liefertermin hat, die höchste Priorität. Sie ist eine statische, lokale Prioritätsregel, welche die Termineinhaltung der Aufträge gewährleisten soll.
Höchster-Wert-Regel
Bei der Höchster-Wert-Regel wird die Priorität nicht anhand von Zielgrößen bestimmt, sondern nach der Höhe des Produktwertes ermittelt. Sie ist eine lokale Prioritätsregel, die eine statische und dynamische Ausprägung haben kann. Bei der statischen Höchster-Wert-Regel erhält der Auftrag in der Warteschlange mit dem höchsten Produktendwert die höchste Priorität.
Bei der dynamischen Regel erhält der Auftrag in der Warteschlange mit dem höchsten aktuellen Produktwert die höchste Priorität, sodass der Produktionsfortschritt berücksichtigt wird. Der Auftrag mit der höchsten Priorität wird bei der statischen und dynamischen Höchster-Wert-Regel zuerst bearbeitet. Damit werden die Zwischenlagerkosten minimiert.
Kürzeste-Gesamtbearbeitungszeit-Regel
Bei der Kürzeste-Gesamtbearbeitungszeit-Regel erhält der Auftrag mit der kürzesten Gesamtarbeitszeit auf allen Maschinen die höchste Priorität. Sie stellt eine statische, globale Prioritätsregel dar, welche die Durchlaufzeiten der Aufträge verbessern soll.
Kürzeste-Operationszeit-Regel
Nach der Kürzeste-Operationszeit-Regel, einer statischen, lokalen Prioritätsregel, wird derjenige Auftrag in der Warteschlange vor einer Maschine zuerst bearbeitet, der die kürzeste Operationszeit (Bearbeitungszeit, Produktionszeit) aufweist.
Die höchste Prioritätszahl wird aufgrund der kürzesten Operationszeit des Auftrages bestimmt. Der in der Warteschlange vor der Maschine wartende Auftrag mit der höchsten Priorität oder mit der kleinsten Operationszeit wird zuerst bearbeitet.
Die Untersuchung der Kürzeste-Operationszeit-Regel ergab als Vorteile, dass mit dieser Regel sowohl eine minimale Durchlaufzeit der Aufträge als auch eine maximale Kapazitätsauslastung der Maschinen erreicht werden kann. Aufgrund dieser Ergebnisse wird die Kürzeste-Operationszeit-Regel als beste und wichtigste Prioritätsregel bezeichnet.
Kürzeste-Restbearbeitungszeit-Regel
Nach der Kürzeste-Restbearbeitungszeit-Regel wird dem Auftrag, welcher die geringste Bearbeitungszeit für die noch nicht ausgeführten Arbeitsoperationen auf den nachfolgenden Maschinen aufweist, die höchste Priorität zugewiesen.
Der Auftrag mit der höchsten Priorität oder mit der geringsten Fertigungsrestzeit wird also zuerst bearbeitet. Es handelt sich um eine dynamische, globale Prioritätsregel, die zu guten Ergebnissen in Bezug auf die Durchlaufzeit und die Kapazitätsauslastung führt.
Kürzeste-Schlupfzeit-Regel
Nach der Kürzeste-Schlupfzeit-Regel erhält der Auftrag in der Warteschlange vor der Maschine die höchste Priorität, bei dem die Differenz zwischen dem Liefertermin und den verbleibenden Bearbeitungszeiten auf den restlichen Maschinen, der sogenannte Schlupf, am geringsten ist.
Es handelt sich dabei um eine dynamische, globale Prioritätsregel, welche die Zielsetzung geringer Terminabweichungen sehr gut erfüllt.