Strategischer Einkauf beinhaltet alle strategischen Aufgaben und Entscheidungen, die mit dem Einkauf einhergehen. Als Einkauf ist dabei ein Teil der Wertschöpfungskette eines Unternehmens zu verstehen.
Um klar zu stellen was genau damit gemeint ist, beinhaltet der folgende Abschnitt eine Abgrenzung zum operativen Einkauf und zum taktischen Einkauf.
Strategischer Einkauf als Teilkonzept des Einkaufs
Der Ansatz betriebliche Aufgabenbereiche auf verschiedene Konzeptionsebenen aufzuteilen, ist eine gängige Vorgehensweise in der Betriebswirtschaftslehre, um eine komplexe Gesamtaufgabe in verschiedenartige – jedoch in sich jeweils geschlossene – Aufgabenbereiche zu zerlegen. Dabei erfolgt die Zerlegung der Gesamtaufgabe hier nicht ablauforientiert, sondern entsprechend der verschiedenen Hierarchie-Ebenen der Planung beziehungsweise des Managements zumeist in die Bereiche operative und strategische Aufgaben oder Entscheidungen.
Gemäß diesem Verständnis handelt es sich beim Einkauf um eine Gesamtkonzeption mit den beiden Konzeptionsebenen beziehungsweise Teilkonzepten strategischer Einkauf und operativer Einkauf. Gegenstand des operativen Einkaufs ist im Kern die Durchführung von Einkaufsprozessen im Zuge von Einzeltransaktionen, während strategische Aufgaben des Einkaufs überwiegend transaktionsübergreifenden Charakter haben.
Demzufolge lassen sich operative Aufgaben vereinfacht als einzeltransaktionsbezogene Ausführungsaufgaben und strategische Aufgaben als transaktionsübergreifende Führungsaufgaben bezeichnen.
Eine zunehmende Komplexität der strategischen Aufgaben des Einkaufs lässt sich insbesondere durch folgende Entwicklungen kennzeichnen:
Verkürzung der Produktlebens- und Innovationszyklen,
Wandlung der Beschaffungsmärkte von Käufer- in Richtung zu Verkäufermärkten,
Zunahme des Outsourcing unternehmensinterner Leistungen,
Zunahme staatlicher Restriktionen (z. B. im Bereich der Umweltgesetzgebung),
Bildung neuer Marktorganisationsformen und Geschäftsmodelle (z. B. Elektronische Marktplätze und Netzwerkstrukturen).
Um erfolgreich zu wirtschaften, müssen Unternehmen ihren strategischen Einkauf zwangsläufig an die genannten Entwicklungen anpassen.
Ziele des strategischen Einkaufs
Aus der Perspektive des Gesamtunternehmens stellt der Bereich strategischer Einkauf einen betrieblichen Funktionsbereich dar, dessen Aktivitäten zur nachhaltigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen können. Diese Leistung im Funktionsbereich strategischer Einkauf lässt sich wie im Folgenden beschrieben charakterisieren.
Ein erfolgreicher strategischer Einkauf sollte:
bei der Realisierung der Unternehmensziele aktiv mitwirken,
zwischen den Unternehmensbereichen und den Beschaffungsmärkten ausgleichend vermitteln,
Kernkompetenzen der Lieferanten für die eigene Leistungserstellung verfügbar machen, um so die unternehmensinternen Kernkompetenzen optimal zu ergänzen,
die Einkaufsmärkte dergestalt bearbeiten, dass die Gefahr potenzieller Versorgungsstörungen und somit das Marktrisiko reduziert wird,
sich bietende Marktchancen nutzen und aus ihrer Marktbeobachtung Impulse für die Aufgabenerfüllung anderer Unternehmensbereiche liefern und
die Position des Unternehmens auf den Einkaufsmärkten sichern und stärken.
Je mehr der dargestellten Punkte erfüllt werden, desto effektiver ist der strategische Einkauf innerhalb des Unternehmens.
Aufgaben des strategischen Einkaufs
In Analogie zu den Konzepten des strategischen Managements kann strategischer Einkauf als der Teil der Einkaufskonzeption definiert werden, der auf die Entdeckung, Erschließung, Sicherung und den Ausbau langfristiger Erfolgspotenziale im Sinne der Unternehmensziele ausgerichtet ist.
Demnach beziehen sich die Hauptaufgaben des strategischen Einkaufs auf Tätigkeiten der Analyse und der zielorientierten, aktiven Gestaltung beziehungsweise Beeinflussung einkaufsrelevanter Faktoren. Während die Analyse unternehmensinterne und -externe Erfolgs- aber auch Risikopotenziale systematisch aufzeigen soll und als unterstützendes Aufgabengebiet des strategischen Einkaufs aufzufassen ist, sind es die Gestaltungsaufgaben, durch welche die Unternehmensziele unter Berücksichtigung der ermittelten Restriktionen realisiert werden sollen.
Die einkaufsrelevanten Faktoren, die gleichsam Quellen von Erfolgsfaktoren sind, lassen sich drei verschiedenen Analyse- und Gestaltungsbereichen des strategischen Einkaufs zuordnen: dem Markt, den Lieferanten des Unternehmens sowie dem einkaufenden Unternehmen selbst.
Die externen beziehungsweise grenzüberschreitenden Aufgaben des strategischen Einkaufs werden im Hinblick auf unterschiedliche Segmentierungsebenen differenziert betrachtet.
Während marktgerichtete Aufgaben des Einkaufs, ausgehend von dem Einkaufsprogramm eines Unternehmens, auf die Potenziale des Gesamtmarktes fokussiert sind und von den restriktiven Einflüssen bestehender Lieferantenbeziehungen weitgehend abstrahieren, beziehen sich lieferantengerichteteAufgaben explizit auf die Potenziale der vorhandenen Lieferantenbasis und der einzelnen beziehungsweise bilateralen Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen.
Diese explizite Unterteilung der externen Einkaufsaufgaben begründet sich aus der zunehmenden Bedeutung der Lieferanten im Wertschöpfungsprozess von Unternehmen. Ähnlich der Marktsegmentierung im Absatzbereich sollte auch eine Segmentierung der Marktpartner auf den Einkaufsmärkten vorgenommen werden. Die Etablierung eines Key-Supplier-Managements in Analogie zum Key-Account-Management erscheint vor dem Hintergrund differenziert zu betrachtender Leistungs-, Kosten- und Marktspektren auf Seiten der Lieferanten denkbar und sinnvoll.
Die unternehmensgerichteten strategischen Einkaufsaufgaben richten sich auf die internen Erfolgspotenziale eines einkaufenden Unternehmens. Ansatzpunkte für diese strategischen Aufgaben sind zum einen der Bedarf des einkaufenden Unternehmens und zum anderen die strukturbezogenen Potenziale des Einkaufsbereichs zur Erfüllung der markt- und lieferantengerichteten Aufgaben.
Basierend auf den Informationen der strategischen Analyse bilden Einkaufsstrategien die Kernelemente des strategischen Einkaufs. Einkaufsstrategien sind aus den Unternehmenszielen abgeleitete, langfristig wirksame sowie transaktionsübergreifende Handlungsprogramme des Einkaufs, die zur Erschließung, zur Sicherung und zum Ausbau einkaufsbezogener Erfolgspotenziale eingesetzt werden und dadurch die Wettbewerbsposition eines Unternehmens nachhaltig beeinflussen.
Entsprechend dem Konzept der hierarchischen Planung sind Einkaufsstrategien Funktionsbereichs- bzw. Funktionalstrategien, die als längerfristige Grundsatzregelungen den Aktivitätsrahmen des Einkaufs festlegen und eine Verbindung zwischen den Unternehmens- und den aus ihnen abgeleiteten Einkaufszielen einerseits und den operativen Maßnahmen andererseits herstellen.
Somit steuern und koordinieren Einkaufsstrategien die operativen Tätigkeiten des Einkaufs und führen durch ihren rahmengebenden Charakter und die Antizipation genereller Risiken zu einer Komplexitätsreduktion bei der Durchführung von Einzeltransaktionen.
Es können drei Strategiearten des Einkaufs unterschieden werden:
marktgerichtete Strategien,
lieferantengerichtete Strategien,
und unternehmensgerichtete Strategien.
Mit Blick auf die Literatur wird die zentrale Bedeutung marktgerichteter Strategien innerhalb des strategischen Einkaufs ersichtlich, die sich bei einigen Autoren sogar darin zeigt, dass Einkaufsstrategien und Einkaufsmarktstrategien zumindest begrifflich gleichgesetzt werden.
Übungsfragen
#1. Die Aufgaben des strategischen Einkaufs sind einzeltransaktionsbezogene Ausführungsaufgaben.
#2. Welche Entwicklung führt nicht zu einer steigenden Komplexität des strategischen Einkaufs?
#3. Ein erfolgreicher strategischer Einkauf sollte die Position des Unternehmens auf den Einkaufsmärkten sichern und stärken.
#4. Einkaufsstrategien erhöhen die Komplexität bei der Durchführung von Einzeltransaktionen.
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