Umweltanalyse

Was ist Gegenstand einer Umweltanalyse?

Für ein Unternehmen ist es wichtig, Entwicklungen in der Umwelt möglichst frühzeitig zu erkennen, um sofort reagieren oder – noch besser – vorausschauend agieren zu können.

Bei der Umweltanalyse (externen Analyse) interessieren

• zunächst auf einer allgemeinen Ebene die Entwicklungen in allen Umweltsphären
• und dann speziell in der ökonomische Umweltsphäre der Markt, die Heimatbranche und bestimmte Konkurrenten in der Branche.

Eine Unternehmung kann im Allgemeinen die Umweltentwicklungen nur äußerst beschränkt beeinflussen. Ziel der Umweltanalyse ist es, die sich dem Unternehmen bietenden Chancen sowie die lauernden Risiken rechtzeitig zu erkennen und Konsequenzen daraus zu ziehen.

Welche Fragen sollte ein Unternehmen bei der allgemeinen Analyse der Umweltsphären beantworten?

Die diversen Umweltsphären werden auf neue Entwicklungen und zukünftige Trends erkundet. Unternehmen sind in folgende Umweltsphären eingebettet:

• die ökologische Sphäre,
• die gesellschaftliche Sphäre,
• die technologische Sphäre,
• die gesamtwirtschaftliche Sphäre und
• das engere ökonomische Unternehmensumfeld.

Die externen Faktoren des Umweltbereichs müssen untersucht werden. Sie üben einen Einfluss auf die Märkte oder Marktsegmente aus, in denen sich die Unternehmung engagiert oder engagieren will. Aufgrund der sich fortlaufend verringernden Produktlebenszyklen, der sich rasant verändernden Konsum- und Konsumententendenzen sowie der Globalisierung und damit Austauschfähigkeit von Dienstleistungs- und Warenangeboten müssen die Unternehmen Systeme und Prozesse entwickeln, die es ihnen ermöglichen, Umweltveränderungen möglichst frühzeitig zu erkennen und flexibel und rasch zu agieren. Frühwarnsysteme sind also zu entwickeln und zu installieren.

Checkliste zur algemeinen Analyse der Umweltsphären

Ökologische Trends

• Verfügbarkeit von Energie;
• Verfügbarkeit von Rohstoffen;
• Umweltbewusstsein, Umweltbelastung, Umweltschutzgesetzgebung;
• Verfügbarkeit von Recyclingmaterial, Recyclingkosten.

Technologische Trends

• Produktions-/Verfahrenstechnologie;
• Produktinnovation, Trends der Produkttechnologie;
• Substitutionstechnologien;
• Informatik und Telekommunikation.

Demografische, sozialpsychologische, politische und rechtliche Trends

• Bevölkerungsentwicklung in den relevanten Ländern, Bevölkerungswanderungen;
• Sozialpsychologische Strömungen;
• Globalpolitische Trends;
• Parteipolitische Entwicklung in den relevanten Ländern;
• Trends in der Wirtschaftspolitik;
• Trends im Sozial- und Arbeitsrecht;
• Bedeutung und Einfluss der Gewerkschaften,
• Handlungsfreiheit der Unternehmen.

Wirtschaftliche Trends

• Volkseinkommen in den relevanten Ländern,
• Internationaler Handel: Güteraustausch, Wirtschaftsintegration, Protektionismus;
• Zahlungsbilanzen und Wechselkurse;
• Erwartete Inflation;
• Entwicklung der Kapitalmärkte;
• Entwicklung der Beschäftigung;
• Zu erwartende Investitionsneigung;
• Zu erwartende Konjunkturschwankungen;
• Entwicklung einzelner relevanter Wirtschaftssektoren.

Die so erhobenen allgemeinen Daten über die Umweltsphären müssen zu Informationen verarbeitet werden, die für die strategische Planung des Unternehmens relevant sind. Dies setzt immer ein Feedback mit den Angaben zu den Fähigkeiten der eigenen Unternehmung voraus, die bei der Analyse des Unternehmens erhoben werden.

Aufgabe

Wegen hoher Arbeitslosigkeit der eigenen Bürger diskutiert eine Regierungspartei in dem bislang einwanderungsfreundlichen Staat A einen Einwanderungsstopp und die Einführung sozialer Mindeststandards (z.B. Mindestlöhne), die sowohl für ausländische als auch für einheimische Arbeitnehmer gelten sollen. Derselbe Staat plant einen Abbau der bürokratischen Bauvorschriften, um den Wohnungsbau und die sich in einer wirtschaftlichen Abschwungphase befindende Bauindustrie anzukurbeln. 

a) Welcher Umweltsphäre können wir die erwähnten Umwelttrends zuordnen?

b) Ein Großunternehmen der Bauindustrie mit Sitz und Tätigkeiotsfeld im Staat A und vielen ausländischen Bauarbeitern führt eine strategische Analyse durch. Entwickle aus dem Sachverhalt Informationen, die für dieses Unternehmen strategisch relevant sind.

c) Versuche auch, zwei strategische Empfehlungen für das Bauunternehmen zu formulieren.

Lösung

a) Die Diskussion in einer Regierungspartei über einen Einwanderungsstopp, über die Einführung sozialer Mindeststandards und über den Abbau bürokratischer Bauvorschriften gehört zur sozio-politischen Umweltsphäre. Eine eventuelle Ankurbelung des Wohnungsbaus wirkt sich vor allem im näheren ökonomischen Umfeld (in der Branche) aus.

b) Für das Bauunternehmen mit Sitz und Tätigkeitsfeld im Staat A und vielen ausländischen Bauarbeitern ergeben sich folgende strategisch relevante Informationen:

Einwanderungsstopp und soziale Mindeststandards hätten für das Unternehmen mit seinen niedrig bezahlten ausländischen Arbeitskräften Risiken zur Folge:

• ein Kostenrisiko wegen der eventuell drohenden gesetzlichen Verpflichtung zur besseren Bezahlung der ausländischen Arbeitskräfte,
• ein Personalbeschaffungsrisiko wegen des eventuell drohenden Einwanderungsstopps.

Die Absicht, bürokratische Bauvorschriften abzubauen, bedeutet grundsätzlich eine Chance für das Unternehmen. Wenn diese Maßnahme den Wohnungsbau tatrsächlich fördern würde, würden die Absatzchancen der Unternehmung zunehmen. Das möglicherweise zusätzlich erforderliche Personal müdste das Unternehmen zu angemessenen Vergütungen finden. Dies wiederum würde aber durch die Einführung sozialer Mindeststandards und durch den Einwanderungsstopp gefährdet.

c) Eine strategische Empfehlung wäre es zum Beispiel, durch politische Lobbyarbeit die Regierungspartei dahin gehend zu beeinflussen, die sozialen Mindeststandards und den Einwanderungsstopp nicht zu beschließen. Eine andere strategische Empfehlung könnten personalwirtschaftliche Aktivitäten sein (z.B. auf Voraus ausbilden, Bindung der Arbeitnehmer an dieses Unternehmen verstärken). In der Planungsphase bestehen immer mehrere alternative Strategieempfehlungen.