Was ist eine Interessengemeinschaft?

Die Interessengemeinschaft als Gemeinschaftsform kann sich aus natürlichen und juristischen Personen zusammensetzen. Die meisten Interessengemeinschaften werden als Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Es sind aber auch andere Möglichkeiten denkbar, da für Interessengemeinschaften keine gesetzliche Definition existiert.

Eine Interessengemeinschaft ist ein freiwilliger Zusammenschluss mehrerer Betriebe unterschiedlicher Rechtsform. Das Ziel von Interessengemeinschaften besteht in der Regel darin, gemeinsame Ziele durch eine langfristige Zusammenarbeit zu erreichen. Diese Zusammenarbeit umfasst meistens bestimmte Funktionsbereiche.

Was sind die Ziele einer Interessengemeinschaft?

Bei einer Interessengemeinschaft profitieren die beteiligten Unternehmen von vielen Vorteilen in unterschiedlichen Bereichen. Wichtige Ziele, die in einer Interessengemeinschaft eine Rolle spielen, sind:

  • Verfolgung gemeinsamer Interessen,
  • Bündelung von Kompetenzen,
  • gemeinsame Nutzung von Ressourcen,
  • intensivere öffentlichkeitswirksame Arbeit,
  • Verfolgung politischer Ziele,
  • Verfolgung wirtschaftlicher Ziele,
  • Planung und Umsetzung gemeinsamer Projekte,
  • Durchsetzung von Interessen und Zielen,
  • gemeinsame Entwicklungen,
  • gemeinsame Forschungsaufgaben,
  • Wissensweitergabe,
  • Realisierung von Fertigungsaufgaben und Produktionen,
  • gemeinsamer Einkauf von Gütern und Waren.

Was sind die Merkmale einer Interessengemeinschaft?

  • Eine Interessengemeinschaft stellt immer einen Zusammenschluss von mehreren natürlichen und juristischen Personen dar. Möglich sind Unternehmen, Institutionen oder Organisationen.
  • Die Interessengemeinschaft ist keine eigenständige Rechtsform. Rechtlich handelt es sich um eine nicht klar definierte Gemeinschaft.
  • Die Interessengemeinschaft wird mit IG abgekürzt. Dadurch besteht allerdings die Möglichkeit einer Verwechslung mit der Industriegewerkschaft. Das sind zum Beispiel die IG Metall und die IG Bergbau.
  • Die Zielsetzungen einer Interessengemeinschaft gründen auf gemeinsamen Interessen der beteiligten Unternehmen. Die verfolgten Ziele sind aber nicht vorgegeben. Gestattet ist alles, was nicht gesetzlich verboten ist.
  • Die rechtliche Basis für eine Interessengemeinschaft ist ein Vertrag. Für Form und Angaben bestehen aber keine Vorgaben, weil die Interessengemeinschaft keine rechtliche Grundlage hat. Deshalb existieren auch keine Eintragungspflichten in bestimmte Register oder Anmeldepflichten.
  • Als Rechtsform wird meistens für die Interessengemeinschaft die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gewählt. Andere Rechtsformen sind aber auch möglich.
  • Eine Interessengemeinschaft ist für die koordinierte Zusammenarbeit der einzelnen Mitgliedsunternehmen nützlich. Es können beispielsweise materielle und immaterielle Güter aller Betriebe benutzt werden oder sich gegenseitig durch Weitergabe von Knowhow bzw. externe Arbeiten geholfen werden.
  • Die Geschäftsführung wird von allen Beteiligten einer Interessengemeinschaft gebildet, wenn diese nicht auf Einzelpersonen übertragen wird.

Welche Formen einer Interessengemeinschaft gibt es?

Die unterschiedlichen Formen der Interessengemeinschaft unterscheiden sich besonders in ihren Zielen und der Art der Zusammenarbeit.

Betriebsgemeinschaft

Eine Betriebsgemeinschaft umfasst mehrere Betriebe, die innerhalb einer begrenzten Fahrdistanz zueinander stehen. Diese Betriebe gelten als ein gemeinsamer Betrieb. Zu den Voraussetzungen einer Betriebsgemeinschaft gehört ein Vertrag als Rechtsgrundlage.

Die Betriebe dürfen nur begrenzt außerhalb der Interessengemeinschaft tätig sein. Betriebsgemeinschaften ermöglichen beispielsweise die Teilung von Arbeitskräften und Maschinen. Genaue Absprachen über Mieten und Reparaturen sind dafür unverzichtbar. In Betriebsgemeinschaften spielt die Organisation eine übergeordnete Rolle.

Verteilungsgemeinschaft

In Verteilungsgemeinschaften werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen gebündelt, um gemeinsam Produkte zu betreiben. Dadurch resultieren Vorteile bei den Kosten und der Gewinn der beteiligten Unternehmen erhöht sich.

Produktionsgemeinschaft

Produktionsgemeinschaften produzieren gemeinsam ein oder mehrere Produkte. Jedes Unternehmen übernimmt dabei bestimmte Produktionsschritte. Die Aufgaben der Produktion werden also aufgeteilt. Dadurch werden die Betriebe wirtschaftlich unabhängig, die den einzelnen Unternehmen ansonsten verwehrt bliebe.

Wenn beispielsweise mehrteilige Produkte produziert werden, sind die einzelnen Betriebe auf andere Produktionsstätten angewiesen. Durch den Zusammenschluss werden diese Lücken geschlossen. Die Herstellung erfolgt dann komplett über die Interessengemeinschaft und es müssen keine externen Betriebe in die Produktion eingebunden werden.

Rationalisierungsgemeinschaft

Das Ziel von Rationalisierungsgemeinschaften ist es, die Aufgaben zu verringern und Ressourcen zu schonen. Sparmaßnahmen sind also der Anlass für den Zusammenschluss der Betriebe. Dadurch erhöhen sich die Gewinne der beteiligten Betriebe und es sind neue Investitionen möglich.

Gewinngemeinschaft

Gewinngemeinschaften sind in der Regel ein Zusammenschluss von rechtlich selbständigen Unternehmen, die sich zu einer Finanzierungsgemeinschaft zusammenschließen. Die Zielsetzung einer Gewinngemeinschaft besteht darin, gemeinschaftliche Ergebnisse zu erreichen.

Im Außenverhältnis tritt die Gewinngemeinschaft nicht gemeinschaftlich auf und wird auch nicht einheitlich gelistet. Der Anlass für Gewinngemeinschaften sind meistens finanzschwache Betriebe, die innerhalb der Gemeinschaft von finanzstärkeren Betrieben durch die gemeinsame Kapitalbeschaffung unterstützt werden. Gewinngemeinschaften sind nur temporäre Zusammenschlüsse, die sich zu einem vereinbarten Zeitpunkt wieder trennen.

Meistens ist dieser Zeitpunkt gegeben, wenn ein bestimmtes Ziel erreicht wurde. Auch die steuerliche Behandlung spielt in der Gewinngemeinschaft eine Rolle. Alle Unternehmensgewinne werden gesammelt und nach einem bestimmten Schlüssel auf alle Unternehmen neu verteilt.

InteressengemeinschaftDie Gewinne müssen entsprechend versteuert werden. Bei einer vorherigen Vereinbarung zum Gewinn- und Verlustausgleich können die erbrachten Ausgleichsleistungen als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Erhaltene Ausgleichsleistungen dagegen werden als Betriebseinnahmen verbucht.

Was sind Erfolgsfaktoren in einer Interessengemeinschaft?

Interessengemeinschaften sind freiwillig, auf der Basis vertraglicher Regelungen. Der Vertrag als Rechtsbasis ist notwendig, aber nicht hinreichend. Der Wille zur Zusammenarbeit und die Bereitstellung notwendiger Ressourcen sind obligatorisch.

Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Interessengemeinschaft gehören:

  • ausreichende Zeit und Ressourcen: Zeit, Personal, Finanzen
  • ausreichendes Wissen über den Markt, die Kunden und den Wettbewerb
  • passende Chemie: Strategien, Produkte, Marktverhalten
  • Vertrauen: Die Partner der Interessengemeinschaft müssen sich aufeinander verlassen können.
  • eindeutige Zuständigkeiten innerhalb der Organisation und zwischen den Betrieben.
  • permanenter, reibungsloser Informationsaustausch
  • passende Bedingungen: Unternehmensgröße, Firmenkultur, Marktsegment
  • ausgewogener Nutzen für alle Partner
  • Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft

Das Wichtigste zur Interessengemeinschaft in Kürze

Interessengemeinschaften (IG) sind Zusammenschlüsse von natürlichen und juristischen Personen, die auf bestimmten Gebieten gemeinsame wirtschaftliche Interessen verfolgen und in diesem Rahmen ihre wirtschaftliche, nicht aber ihre rechtliche Selbständigkeit aufgeben.

Sie kommen häufig als Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) vor und können je nach Zweckbestimmung als Betriebs-, Verteilungs-, Produktions-, Rationalisierungs- oder Gewinngemeinschaften organisiert sein.

Aufgaben

  1. Nenne die fünf verschiedenen Formen einer Interessengemeinschaft.

Betriebsgemeinschaft, Verteilungsgemeinschaft, Produktionsgemeinschaft, Rationalisierungsgemeinschaft, Gewinngemeinschaft

Übungsfragen

#1. Was ist eine Interessengemeinschaft?

#2. Welche Rechtsform wird häufig für eine Interessengemeinschaft gewählt?

#3. Welches Ziel verfolgt eine Verteilungsgemeinschaft?

#4. Welche Aussage trifft auf eine Rationalisierungsgemeinschaft zu?

#5. Welche Form der Interessengemeinschaft umfasst Betriebe innerhalb einer begrenzten Fahrdistanz?

Fertig