Was ist ein dynamischer Preistest?
Mit einem dynamischen Preistest kann eine Preis-Absatz-Funktion erstellt werden, anhand derer wichtige Größen wie Preiselastizität und Preisschwellen genauer bestimmt werden können.
Die Preissensitivität bezüglich eines Produktes oder einer Dienstleitung erkennt man an der Steigung der Preis-Absatz-Funktion, d. h. an der Anzahl der Personen, die man bei einem Wechsel von der höchsten zur niedrigsten Preisstufe dazugewinnen könnte. Im Allgemeinen hat sich gezeigt, dass man bei niedrigpreisigen Produkten eine höhere Preissensitivität voraussetzen kann, als bei hochpreisigen Produkten. Analog wie die Preissensitivität kann man möglicherweise vorhandene Preisschwellen an der Preis-Absatz-Funktion ablesen, d. h. Preisstufen, bei deren Über- bzw. Unterschreiten größere Veränderungen im Kaufverhalten festzustellen sind.
Preistests ohne Konkurrenzpreisumfeld
Ein Beispiel für einen dynamischen Preistest ist der Gabor-Granger-Test. Hierbei werden den Befragten in rotierter Reihenfolge verschiedene infrage kommende Preise vorgelegt. Bei jeder Preisvorlage sollen die Befragten angeben, ob man das Produkt oder die Dienstleistung zu diesem Preis kaufen bzw. wählen würde. Für jede vorgelegte Preisstufe wird ein Kauf- bzw. Wahlanteil ermittelt und grafisch dargestellt.
Bei preisorientierter Beurteilung der Qualität ergibt sich der Kaufanteil als Unterschied der Anteile kaufbereiter Kunden und wegen Qualitätszweifeln oder wegen Überschreiten der oberen Preisschwelle nicht kaufbereiter Kunden.
Problematisch ist bei diesem Vorgehen allerdings, dass zu meist Inkonsistenzen bei den Antworten der Befragten auftreten, die unter Umständen auch dazu führen können, dass die Preis-Absatz-Funktion nicht monoton verläuft, d. h. dass scheinbar der Wahl- bzw. Kaufanteil bei einer niedrigeren Preisstufe geringer ist als bei einer höheren.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Preise konkurrierender Produkte oder Dienstleistungen nicht berücksichtigt werden. So können wichtige Marketingfragestellungen, die das Preisumfeld der Mitbewerber mit einschließen, nicht beantwortet werden. Zur Beantwortung dieser Fragen werden dynamische Preistests mit Konkurrenzpreisumfeld eingesetzt.
Preistest mit Konkurrenzpreisumfeld
Bei dieser Art von Preistest werden sowohl mögliche Preise für das zu testende Produkt als auch die Preise der Mitbewerber vorgestellt. Für die Befragten ergibt sich dadurch eine sehr realistische Situation. Für eine verlässliche Beurteilung des Preises ist dies ganz besonders wichtig. Es gibt verschiedene Beispiele für dynamische Preistests mit Konkurrenzpreisumfeld.
Eine Möglichkeit ist es, eine konjunkte Messung durchzuführen. Beim Brand-Price-Trade-Off handelt es sich um einen Spezialfall der Konjunkten Messung, der sowohl im Teststudio als auch zu Hause bei den Befragten durchgeführt werden kann.
Dem Befragten werden dabei das zu testende Produkt bzw. eine Beschreibung der zu testenden Dienstleistung und die wichtigsten ihm bekannten Konkurrenzprodukte vorgelegt. Jedes Produkt ist mit einem Preis ausgezeichnet. Der Befragte wird nun gebeten, sich zu entscheiden, welche Marke er bei dieser Preiskonstellation wählen würde. Wählt er Marke A, so wird der Preis für diese Marke erhöht und die Frage erneut gestellt, welche Marke er kaufen würde.
Für jede Marke gibt es eine feste Anzahl von Preisstufen, die um den Marktpreis bzw. den intendierten Preis der Marke variieren. Bei der Auswertung besteht im Nachhinein die Möglichkeit, alle im Test eingeschlossenen Preisszenarien zu simulieren und so festzustellen, wie bei dem jeweiligen Szenario die Wahlanteile aussehen würden. Es ist also möglich, für jede der berücksichtigten Marken eine Preis-Absatz-Funktion zu erstellen.
Eine weitere Möglichkeit, dynamische Preistests mit Konkurrenzpreisumfeld durchzuführen, ist das sogenannte in-home-selling. Auch hier werden den Befragten die wichtigsten, ihnen jeweils bekannten Konkurrenzmarken sowie die zu testende Marke vorgestellt und jeweils mit einem Preis versehen. Im Unterschied zum Brand-Price-Trade-Off werden die Preisänderungen auf einen längeren Zeitraum verteilt.