Was ist das optimale Verhältnis von Produkt- und Prozessinnovationen?
Es ist eine Tatsache, dass im Laufe der Entwicklung eines Marktes der Anteil der Prozessinnovationen im Vergleich zu den Produktinnovationen steigt. Ein Grund dafür ist der Innovationsdruck des Wettbewerbs. Dieser Innovationsdruck zwingt die Unternehmen zur Ausschöpfung der Kostensenkungspotentiale. Somit hat also die Prozessinnovation einen wettbewerbsstrategischen Vorrang gegenüber Produktinnovationen.
Ein anderer Grund für diese Entwicklung ist die allmähliche Verengung der Innovationsspielräume bei Produkten. Das liegt hauptsächlich am zunehmenden Standardisierungstrend und an den Schwierigkeiten, überhaupt neue Produktinnovationen auf den Markt zu bringen. Demnach wird ein international ausgerichtetes Unternehmen seine Anstrengungen in Bezug auf Prozessinnovationen ausbauen müssen.
Welche Rolle spielen Produkterneuerungszyklen im Rahmen der Innovationsstrategie?
Produkterneuerungszyklen weichen aufgrund unterschiedlicher kultureller Prägungen und Bedürfnisstrukturen im internationalen Vergleich stark voneinander ab. So sind die Zyklen in innovationsoffenen Ländern (z. B. Japan) eher kurz, in konservativen Ländern (z. B. Deutschland) relativ lang.
Hier ergeben sich ernsthafte Probleme für die internationale Marktbearbeitung: Durch die ständigen Modellwechsel bei japanischen PKW verwechseln viele Konsumenten hierzulande noch nach Jahren, die einzelnen japanischen Marken, sie können sich an kein Modell richtig gewöhne bevor eine Neuerung eintritt. Deutsche Konsumenten sind an lange Zyklen gewöhnt. Aus diesem Grund werden die kontinuierlichen Modellentwicklungen japanischer Autos auch nicht durch einen entsprechenden Wiederverkaufswert honoriert. Das Gegenteil breitet deutschen Automobilherstellern Schwierigkeiten, wenn sie in innovationsoffenen Ländern verkaufen wollen: ihre Autos werden nicht als ausreichend innovativ empfunden.
Allerdings ist eine Änderung der Produkterneuerungszyklen problematisch, da sie gravierende Konsequenzen haben kann: kurze Zyklen stellen höhere Anforderungen an die Produktionstechnologie und erzielen nur eine schwache Kostendegression, andererseits wirken hier stärkere Innovationsimpulse. Im Falle langer Zyklen sind zwar die Anforderungen an die Produktionstechnologie niedriger und die Kostendegression erheblich vorteilhafter, die Innovationsimpulse sind aber verständlicherweise schwächer.
Wenn Unternehmen aus Ländern mit langen Zyklen in innovationsoffenen Märkten erfolgreich sein wollen, stehen ihnen beispielsweise folgende Möglichkeiten offen:
- Differenzierte Produktstrategie: Die relevanten (hier: Innovationsoffenen) Teile des Weltmarkts werden in einzelne Segmente aufgeteilt. Die Segmente werden nach den unterschiedlichen Anforderungen an Produkterneuerungen verschiedener Abnehmergruppen gebildet. In diesen Segmenten kann dann ein schnellerer Modellwechsel erfolgen. Nachteil dieser Strategie: Es kommt zu einer erheblichen Steigerung der Produktionskosten, und eine standardisierte Marktbearbeitung wird erschwert (besonders betroffen sind die Bereiche Distribution und Werbung).
- Ist eine solche differenzierte Produktstrategie zu kostenintensiv, können auffällige Detailänderungen vorgenommen werden (z. B. Design).
- Eine Imageerneuerung kann durch Herausbringen von Sondermodellen erfolgen.