Welche Beschaffungslogistikstrategien gibt es?
Die Beschaffungslogistikstrategie als Bestandteil der Beschaffungsdisposition stellt in einem Unternehmen die Basis für einen geregelten Wareneingang dar und entscheidet darüber, inwiefern die diversen Waren, Rohstoffe und sonstigen Güter, die in einem Unternehmen zur Wertschöpfung gebraucht werden, bereitgestellt werden können.
Die drei Aspekte, die im Hinblick auf die Beschaffungslogistikstrategie eine besondere Rolle einnehmen, sind Kosten, Risiko und Beschaffungsaufwand. Die Beschaffungslogistikstrategie soll gewährleisten, dass diese drei Faktoren so niedrig wie möglich gehalten werden.
Single Sourcing
Bei Single Sourcing (Versorgung aus einer Beschaffungsquelle) wird das benötigte Beschaffungsobjekt (Einzelteil, Komponente oder Modul) ausschließlich von jeweils nur einem Lieferanten bezogen, obwohl zugleich auch einige Argumente für einen zweiten oder mehrere Lieferanten sprechen können. Manche Autoren unterscheiden darüber hinaus zwischen Sole Sourcing und Single Sourcing. Während es sich bei Sole Sourcing aufgrund einer monopolistischen Anbietersituation um eine erzwungene Konzentration auf nur einen Lieferanten handelt, entscheidet sich der Abnehmer beim Single Sourcing freiwillig für nur einen Lieferanten.
Die Vorteile des Single Sourcing liegen in
- der Möglichkeit zur Kostenreduzierung durch Konzentration der Mengen auf einen Lieferanten, der durch größere Bestellmengen seine Kapazitäten besser auslasten und aus einer Standardisierung Kostendegressionseffekte erzielen kann;
- der einfacheren Beherrschbarkeit der Materialströme; hierdurch werden eine hohe Standardisierung bei der Gestaltung der Beschaffungslogistik und eine geringere Kapitalbildung bei den Beständen möglich;
- einer Senkung der Transaktionskosten;
- der Sicherstellung gleichmäßig hoher Qualitätsstandards;
- einer Verminderung der Transportkosten durch Konzentration der Mengenströme;
- einer Erhöhung der Transparenz des Beschaffungsprozesses.
Bei den Risiken, die man bei der Beschränkung auf einen Zulieferer eingeht, sind zu nennen, Produktionsstörungen und -unterbrechungen, die Streikanfälligkeit dieses Systems, die vorübergehende Beschränkung des Wettbewerbs, das Nichterfassen technologischer Innovationen sowie der Aufbau hoher Austrittsbarrieren durch Wechselkosten.
Dual Sourcing
Um die Nachteile des Single Sourcing, insbesondere die starke Abhängigkeit vom Lieferanten zu reduzieren, kann der Bezug der Beschaffungsgüter auf zwei Lieferanten verteilt werden. Man spricht in diesem Fall von Dual Sourcing.
Die beiden Lieferanten stehen hierbei in ständiger Konkurrenz zueinander. Derjenige Lieferant mit den besseren Konditionen, erhält einen höheren Anteil am gesamten Bestellvolumen. Dual Sourcing ist hauptsächlich für Beschaffungsgüter geeignet, die über eine hohe Ausfallwahrscheinlichkeit oder aber lange Lieferzeiten verfügen und deren Nichtlieferung mit erheblichen Nachteilen für das Unternehmen einhergehen würde. Anwendung findet dieses Konzept auch für strategische Rohstoffe.
Multiple Sourcing
Werden zwei oder mehr Lieferanten für einen Beschaffungsbedarf ausgewählt, auch wenn es gute Gründe für die Wahl nur eines Lieferanten gibt, spricht man von Multiple Sourcing (Mehr-Quellen-Versorgung).
Im Gegensatz zum Single Sourcing zielt Multiple Sourcing darauf ab, möglichst unabhängig von der Anbieterseite zu sein. Dies wird durch niedrige Wechselkosten sowie durch die hohe Verfügbarkeit von Bezugsalternativen gefördert.
Durch die Existenz einer Vielzahl potenzieller Lieferanten kann mithilfe von Multiple Sourcing der anbieterseitige Wettbewerb intensiviert werden. Hieraus resultieren Preisvorteile für das beschaffende Unternehmen. Die Gefahr opportunistischen Verhaltens des Lieferanten gegenüber dem Abnehmer ist aufgrund der vorhandenen Markttransparenz relativ gering.
Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung dieser Strategie ist jedoch die Existenz von mehreren konkurrierenden Lieferanten. Dies ist insbesondere bei Gütern mit geringer Komplexität und niedriger Käuferspezifität der Fall. Aufgrund der beabsichtigten Möglichkeit, die Beziehung zu einem Lieferanten jederzeit beenden zu können, wird von Rahmenverträgen entweder ganz abgesehen bzw. werden diese nur mit geringer Laufzeit abgeschlossen.
Ein Beispiel für Multiple Sourcing sind der Einkauf von Mehl bei diversen Mühlen als Bäcker. Weil der Getreidepreis variiert, versucht der Bäcker stets den besten Preis zu erzielen, indem er sein benötigtes Kontingent an Mehl aus verschiedenen Mühlen, deren individueller Anteil am Gesamteinkauf schwankt, bezieht.