Was ist Nachhaltigkeitsmanagement?

Nachhaltigkeitsmanagement oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht beschränkt werden. In der Literatur wird Nachhaltigkeitsmanagement vielfach mit dem klassischen Triple-Bottom-Line-Ansatz konzeptionalisiert, der auf John Elkington zurückgeht.

Hiernach lässt sich ein nachhaltiger Zustand nur erreichen, wenn die drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales langfristig erhalten und umgesetzt werden. Alle drei Dimensionen werden dabei als gleichgewichtig angesehen, sodass ökologische und soziale Ziele auf einer hierarchischen Ebene mit der ökonomischen Dimension angesiedelt werden.

NachhaltigkeitsmanagementIn der Praxis der Unternehmen wird hingegen Nachhaltigkeitsmanagement häufig mithilfe des ökonomischen Triple-Bottom-Line-Ansatzes definiert. Hierbei wird anstelle der Gleichgewichtung der drei Dimensionen die Dimension Ökonomie als übergeordnetes Ziel angesehen, das bei allen Entscheidungen zwingend erfüllt werden muss.

Entsprechend dieser Handlungsmaxime werden soziale und ökologische Aspekte lediglich dann berücksichtigt, wenn sie mit einem ökonomischen Mehrwert einhergehen.

Was besagt das Drei-Säulen-Modell für das Nachhaltigkeitsmanagement?

Grundsätzlich werden verschiedene Modelle der Nachhaltigkeit unterschieden. Nachhaltigkeitsmanagement wird heute vielfach als Gesamtkonzept betrachtet, bei dem ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt und nicht voneinander getrennt behandelt werden.

Das Drei-Säulen-Modell beruht auf der Eigenständigkeit der Säulen, welche aber in Beziehung zueinander stehen und in ihren Wechselwirkungen gemeinsam betrachtet werden sollen. Dies begründet sich in der Erkenntnis, dass globaler Umweltschutz (Naturerbe) nur möglich ist, wenn gleichzeitig auch ökonomische (wirtschaftlicher Fortschritt) und soziale Aspekte (gesellschaftliche Leistungen) betrachtet werden.

Im Rahmen des Vertrags von Amsterdam über die Änderung des Vertrags über die Europäische Union im Jahre 1997 formulierte die EU erstmals die drei Säulen der Nachhaltigkeit. Das Drei-Säulen-Modell ermöglicht eine relativ klare Darstellung für nachhaltiges Verhalten.

Das Modell geht davon aus, dass eine nachhaltige Entwicklung durch die gleichzeitige und gleichgewichtige Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten zu erreichen ist. Die Aufgliederung des Nachhaltigkeitsbegriffs in die genannten gleichgewichtigen Säulen hat sich sowohl in der Politik als auch in unternehmerischer Praxis etabliert. Dabei stehen die drei Säulen, wie bereits oben erwähnt, in unmittelbarer und untrennbarer Wechselwirkung.

Ökologische Dimension (Ökologische Nachhaltigkeit)

Die ökologische Dimension basiert auf den menschlichen Wirtschaftsweisen und dem Umgang mit natürlichen Energie- und Materialressourcen (Rohstoff des Wirtschaftens), die einen zentralen Einfluss auf wesentliche Aspekte der nachhaltigen Entwicklung haben. Darüber hinaus geht es um die Erhaltung der Pufferkapazität der Biosphäre, um eine nachhaltige Nutzung der erneuerbaren Ressourcen und die schonende bzw. minimale Nutzung der nicht erneuerbaren Ressourcen.

Ökonomische Dimension (Ökonomische Nachhaltigkeit)

Die ökonomische Dimension basiert auf der einen Seite auf dem grundlegenden Gedanken des Wachstums, auf der anderen Seite auf dem mit dem Wachstumsgedanken in engem Zusammenhang stehenden Erhalt und der Sicherung der Lebensqualität sowie die Befriedigung materieller Grundbedürfnisse.

Soziale Dimension (Soziale Nachhaltigkeit)

Die soziale Dimension umfasst im Wesentlichen die gerechte Verteilung von Lebenschancen und materiellem Wohlstand zwischen den Generationen. Die sozialen Grundgüter umfassen neben dem Leben selbst, Gesundheit, Grundversorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnung.

Welche Strategien zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsmanagements werden unterschieden?

Um nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, stehen drei Strategien im Vordergrund:

Strategie der Effizienz

Zielsetzung der Effizienz ist es, durch den Einsatz verbesserter Technologien weniger Energie zu verbrauchen und die begrenzten Ressourcen zu schonen.

Als Beispiel kann etwa der Umstieg von Glühlampen auf stromsparende LED-Lampen genannt werden. Zu dieser Kategorie gehören auch alle Elektrogeräte, die durch technischen Fortschritt und Innovationen einen geringeren Energieverbrauch als noch vor 20 Jahren haben.

Strategie der Konsistenz

Die Strategie der Konsistenz setzt auf besonders langlebige bzw. im Optimalfall auf wiederverwertbare Lösungen / Produkte, um damit die limitierten Ressourcen zu schonen und auch die Abfallmenge zu reduzieren.

Als Beispiele können der Umstieg von Einweg-Plastiktüten auf wiederverwendbaren Einkaufsnetzen aus Baumwolle oder auch das Trinken von Leitungswasser gegenüber dem Kauf von Plastikflaschen angeführt erden.

Ein weiteres Beispiel für eine konsistente Lösung sind sogenannte Unverpacktläden, in denen man sich die Lebensmittel in selbst mitgebrachten Behältern abfüllen kann. Theoretisch sind die verwendeten Gläser, Boxen und Netze immer wieder verwendbar.

Strategie der Suffizienz

Die Strategie der Suffizienz zielt darauf ab, weniger bzw. bewusster zu verbrauchen und dadurch auch indirekt die Herstellung von bestimmten Produkten zu drosseln. Ein Teilaspekt der Suffizienz ist die Anschaffung von besonders robusten, langlebigen und auch reparierbaren Gegenständen, die man seltener oder überhaupt nicht mehr neu erwerben muss.

Um den Konsum zu reduzieren, kann man beispielsweise Gartengeräte oder auch Elektrogeräte über diverse Plattformen ganz einfach mieten, anstatt sie für viel Geld zu kaufen.

Was umfasst das Nachhaltigkeitsmanagement?

Immer mehr Unternehmen möchten ihre Geschäftstätigkeit nachhaltiger gestalten. Die Orientierung an nachhaltiger Unternehmensentwicklung und eine Corporate Social Responsibility sind zu strategisch bedeutsamen Aufgaben der Unternehmensführung geworden.

Mit proaktiven Nachhaltigkeitsstrategien für die Lieferkette soll vermieden werden, dass ökonomische Entscheidungen zum Nachteil der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsdimension getroffen werden.

Nachhaltigkeitsmanagement umfasst die Verankerung und systematische Umsetzung sozialer, ökologischer und ökonomischer Ziele in den Strukturen und Prozessen eines Unternehmens. Hierzu wurden unter anderem mit den Maßnahmen zu einer grüneren Logistik mehrere Konzepte und Ansatzpunkte entwickelt.

Einhergehend mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeitsinitiativen in der Supply Chain und der Verankerung von Nachhaltigkeitsstandards in Verträgen wurden in den letzten Jahren auch mehrere Standards zur Spezifikation und Messung von Nachhaltigkeit entwickelt und veröffentlicht.

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Implementierung des Nachhaltigkeitsmanagements ist die Schaffung von Transparenz, die zwingend mit der Messung der Nachhaltigkeitsleistung und der Berichterstattung einhergeht.

Es gilt, einen Prozess zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren, um Leistungen zu messen, Ziele zu setzen und strategische Veränderungen durchzuführen. Ein Nachhaltigkeitsbericht ist die entscheidende Grundlage für eine Kommunikation von positiven und negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen sowie die kontinuierliche Erfassung von Informationen, die die Unternehmenspolitik, Strategie und Geschäftstätigkeit beeinflussen können.

Warum wird ein Nachhaltigkeitsbericht für das Nachhaltigkeitsmanagement erstellt?

Ein Nachhaltigkeitsbericht legt Informationen über die ökonomische, ökologische und soziale Leistung offen. Die Gründe von Unternehmen und Organisationen einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und zu veröffentlichen sind vielfältig:

  • Erlangung eines besseren Verständnisses von unternehmerischen Risiken und Möglichkeiten,
  • Verbesserung von Reputation und Markentreue,
  • Befähigung von Stakeholdern, Nachhaltigkeitsauswirkungen und -leistung zu verstehen,
  • Betonung der Verbindung zwischen finanzieller und nicht-finanzieller Leistung,
  • Beeinflussung von langfristigen Managementstrategien, Richtlinien und Geschäftsplänen,
  • Vergleich und Auswertung der Nachhaltigkeitsleistung hinsichtlich Gesetzen, Normen, Kodizes, Leistungsstandards und freiwilligen Initiativen,
  • Verdeutlichung, wie die Organisation von den Erwartungen an nachhaltige Entwicklung beeinflusst wird und diese Erwartungen ihrerseits beeinflusst,
  • Vergleich von Leistungen innerhalb der Unternehmung sowie zwischen Organisationen,
  • Einhaltung nationaler Regulierungen sowie von Anforderungen zur Börsennotierung.

Das am häufigsten zugrunde gelegte Konzept zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten stammt von der Global Reporting Initiative (GRI). Die GRI wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, einen weltweit anerkannten Leitfaden über ökonomische, ökologische und soziale Leistungen von Organisationen zu entwickeln.

GRI hat in einem partizipativen Verfahren unter aktiver Beteiligung von Firmen, Menschenrechts-, Umwelt-, Arbeits- und staatlichen Institutionen sowie weiteren Anspruchsgruppen Richtlinien für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten entwickelt. Wesentliche Ziele hierbei waren, eine Standardisierung und Vergleichbarkeit in den Berichtsinhalten herbeizuführen.

Was sind Vorteile des Nachhaltigkeitsmanagements?

Erhaltung natürlicher Ressourcen

Nachhaltige Praktiken stellen sicher, dass Ressourcen sinnvoll genutzt werden, was die Regeneration natürlicher Ökosysteme ermöglicht. Das bedeutet, dass auch künftige Generationen über die gleiche Fülle an Ressourcen verfügen werden wie die jetzige Generation.

Beispielsweise ermöglichen nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken die Reifung von Bäumen und die Verjüngung der Wälder und sorgen so für eine konstante Versorgung, ohne den Wald zu erschöpfen.

Reduzierung der Umweltverschmutzung

Bei der Nachhaltigkeit liegt der Schwerpunkt auf der Reduzierung von Abfall und Emissionen, was zu einer Verringerung der Umweltverschmutzung führt. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit des Menschen.

Ein konkretes Beispiel hierfür sind Städte, in denen das Radfahren oder Zufußgehen dem Auto vorgezogen wird, was zu sauberer Luft führt.

Wirtschaftliche Stabilität

Nachhaltige Praktiken können zu langfristigen wirtschaftlichen Vorteilen führen. Unternehmungen, die nachhaltige Modelle einführen, erzielen langfristig oft Kosteneinsparungen wegen des geringeren Ressourcenverbrauchs und der Abfallmenge.

Ein gutes Beispiel ist der Sektor der erneuerbaren Energien, wo die Anfangsinvestition zwar hoch sein mag, die anschließenden laufenden Kosten jedoch minimal und vorhersehbar sind.

Was sind Nachteile des Nachhaltigkeitsmanagements?

Anfangskosten

Der Übergang zu nachhaltigen Modellen kann oft hohe Vorlaufkosten verursachen. Beispielsweise können Unternehmen, die auf erneuerbare Energien umsteigen, hohe Investitionen tätigen müssen, um die notwendige Infrastruktur aufzubauen.

Langsame Kapitalrendite

Die finanziellen Vorteile nachhaltiger Praktiken sind zwar erheblich, können aber langfristig sein. Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren, können beispielsweise erst nach Jahren eine Rendite auf ihre Investitionen erzielen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Nachhaltigkeit erfordert oft eine Änderung der Denkweise und der Arbeitsweise. Dies kann für Unternehmen und Einzelpersonen eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn sie sich in einem etablierten System befinden.

Das Wichtigste zum Nachhaltigkeitsmanagement in Kürze

Nachhaltigkeitsmanagement oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht beschränkt werden.

Das betrifft ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Es geht also um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den begrenzten Ressourcen der Erde, damit heutige und künftige Generationen weltweit ein lebenswertes Leben entsprechend ihren Bedürfnissen führen können.

Aufgaben

  1. Welche Dimensionen der Nachhaltigkeit werden nach dem Drei-Säulen-Modell unterschieden?
  2. Welche Strategien der Nachhaltigkeit gibt es?
  1. Ökologische, ökonomische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit
  2. Strategie der Effizienz, Konsistenz und Suffizienz

Literaturhinweise

  1. Hinrichs, Bernd (2003): Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie. Roadmap für unternehmerische Nachhaltigkeit, 2. Auflage, Haufe Verlag, Freiburg, München, Stuttgart, 2023.